Dracula – Die Wiederkehr

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Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit die Vampirjäger um Professor Van Helsing den gefürchteten Dracula zur Strecke brachten. Doch der Friede ist trügerisch. In London geschehen grausame Morde. Irgendjemand scheint es auf diejenigen abgesehen zu haben, die damals an der Vernichtung des dunklen Grafen mitwirkten. Könnte es sein, dass der legendäre Dracula noch unter den Lebenden weilt?

Sprecher: Simon Jäger

Autorisierte Fassung, 7 CD, Spielzeit: 511 Minuten

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Der Graf ist nicht tot zu bekommen…

 

Viele Autoren haben sich des ersten Vampirs angenommen und angenommen das er nicht wirklich von Harker, van Helsing und Co. in die ewigen Jagdgründe der Nackenbeisser verbannt wurde. Für mich war bisher die Beste „what if“-Geschichte das „gepfählt“ von Jeffrey Sackett, aus dem Jahr 1989, da der gute Mann versuchte dem Ursprung der ganzen Angelegenheit mehr als nur Respekt zu zollen.

Bei Betrachtung des Hörbuchcovers fällt hier ein Name besonders auf – Dacre Stoker. Seines Zeichens der Urgroßneffe des draculanischen Erfinders versucht er hier die Geschichte seines schriftstellerischen Vorfahren zu wiederholen. Gewollte Abzocke eines literarisches Meisterwerks, oder eher doch ein gelungene Fortsetzung? Beides trifft hier zu!

Zum einen kann sich Herr Stoker nicht davon freisprechen die Vorlage seines Vorfahre ein wenig verbogen zu habe um sie in die heutige Zeit passend zu machen – Geld stinkt nicht und hier auch nicht nach Blut. Zum anderen, wenn man mal alle Fünfe gerade sein lässt und nicht zu stark auf die Unantastbarkeit der Ursuppe pocht, versteht das ganze Gewimmele um die altbekannten Figuren dennoch so etwas wie Faszination zu erzeugen.

Was sich hier abspielt kann man schon an fünf Fingern im Kopf zusammen reimen, denn Dacre Stoker (ob der wirklich so heißt?) ist sicher nicht wirklich in der qualitativen Riege von Onkel Bram anzusiedeln. So hat er auch alles nicht alleine verzapft, sondern sich den Drehbuchautor Ian Holt zu Hilfe geholt. Daran scheint er auch gut getan zu haben, ohne das man deren Schreibe auch nur im geringsten auseinander dividieren könnte, den das ganze geht recht flüssig über die Zunge des Sprechers.

Die altbekannten Gefährten aus dem ersten Roman sind fast alle wieder in den altbekannten Rollen und Klischees anzutreffen und suggerieren so das man nicht viel verpasst hat – außer 25 Jahre Realzeit in der fiktiven Welt, die aber eher wie eine lästige Fliege zur Seite gewischt werden können da sie belanglos gewesen zu sein scheinen. So bekannt wie die Figuren ist auch das Strickmuster der Geschichte, denn die Herren Autoren verwickeln alles das sich aus „Dracula“ entwickelte zu einem Amalgam und stecken es in die Hülle des Ersten der Nachtwandler. So gesehen ist dies nicht viel anderes als ein Update der alten Geschichte, wenn auch logisch weiter gedacht. Es wird mehr Blut vergossen und die Brutalität hat die sprachliche Gewalt der Vorlage verdrängt, doch ist es wohl genau das was den Unterhaltungswert dieses Werk ausmacht.

Zu Simon Jäger wäre es am einfachsten einfach einen bereits verfassten Text hier hinein zu kopieren, denn dieser Mann ist immer so gut zu Werke das man nur in Ausnahmefälle ein Haar in der Akustiksuppe findet. Hier ist wieder keins vorhanden und er schafft es erneut selbst Frauen zum Leben zu erwecken, sodass am Ende der Eindruck bleibt eine „Frau“ gesehen zu haben – während der Kopfkinovorstellung. Jede Szene sitzt und jede Figur ebenfalls. Die schwächen, welche diese Fortsetzung für jeden Draculeaner hat, werden von ihm durch Spielfreude und Einsatz komplett vergessen gemacht.

Für Puristen nicht zu empfehlen, für Unterhaltungssuchende sicher eine gute Alternative zu Glitzervampiren und zu schwülstigen Nackenbeissern…

Thomas Rippert
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