Ritter der vierzig Inseln, Die

Ritter-der-vierzig-Inseln

Es ist eine fremde und phantastische Welt, in die der junge Dima eines Tages ganz plötzlich versetzt wird: ein Archipel aus vierzig Inseln, auf denen zahlreiche andere Jugendliche leben, die alle auf dieselbe magische Weise dort hingekommen sind wie Dima. Aber es ist keine friedliche Welt – denn es heißt, nur wer alle Inseln erobert, darf nach Hause zurück. Für Dima beginnt das Abenteuer seines Lebens.

Gelesen von Andreas Fröhlich

4 CD, Inszenierte Lesung, Spielzeit: 300 Minuten

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Sergej Lukianenko gilt ja, seit seinem Welterfolg der „Wächter der Nacht“ in Print sowie auch in filmischer Form, nicht mehr nur als Geheimtipp der Literaturszene. So ist es dann auch nicht verwunderlich das seine alten Werke heraus geholt werden um dem geneigten Leser/Hörer präsentiert zu werden.

Die in Russland 1992 erschienene Geschichte erzählt die Abenteuer von Dima. Der Aberglaube vieler Erdenvölker besagt, das man mit einem Foto auch die Seele des Fotografierten einfängt und sie aus dem Körper zieht. Für Dima soll sich dieser Aberglaube bewahrheiten. Als er eines Tages von einem Fotografen angesprochen wird und ihn dieser darum bittet ein Bild von ihm machen zu dürfen geschieht das Unfassbare: Der Auslöser des Apparates klickt und Dima wird in eine andere Welt geschleudert.

Er findet sich auf dem Archipel der vierzig Inseln wieder. Jede der vierzig Inseln ist mit einer Burg bebaut und jede dieser Burgen ist durch drei Brücken mit drei anderen Burgen verbunden. Auch findet Dima schnell die Bewohner dieser seltsamen Inselgruppe. Jede der Inseln ist mit jeweils 12 Jugendlichen bestückt, welche alle auf dem selben, ungewöhnlichen Weg wie Dima dort hin gekommen sind. Unter den Bewohnern der Inseln gibt es ein Spiel, dessen Preis von jedem Spieler sehnlichst errungen werden will: Die jeweiligen Inseln bekriegen sich gegenseitig über die verbindenden Brücken und der Preis, der Eroberung aller Inseln durch eine einzige Partei, ist die Rückkehr in die normale Welt. Doch so lange will Dima nicht warten und versucht das Geheimnis hinter den Inseln zu lüften.

Wer hinter russischer Literatur stets todernste Dinge und depressive Auswüchse vermutet, der wird hier eines besseren belehrt. Auch ist diese Geschichte nicht mit den „Wächter“-Bücher von Lukianenko zu vergleichen. Dies hier ist reine Jugendliteratur und der Hauptheld wird aus den recht trist geschilderten Tagen seines Lebens in eine Welt geworfen in der er sich nicht nur beweisen kann, sondern auch ein recht buntes Abenteuer erleben darf. Man kommt sehr schnell in die Handlung hinein und je länger die anderen Kinder der Insel, auf welcher Dima gelandet ist, ihm die Welt der Burgen, Brücken und Kämpfe erklären, umso mehr Fragen werfen sich für Held und Hörer auf. Fragen denen Dima unbedingt auf den Grund gehen will, ohne sich in sein Schicksal zu ergeben.

Was zuerst wie reinrassige Fantasy anmutet mutiert mit der Zeit zu einer lockeren Mischung aus zwei Genres: Fantasy und Science-Fiction. Diese Mixtur ist sehr ausgewogen und keine der beiden Spielarten behält wirklich die Oberhand, so ist dies hier eher mit der Mischform Science-Fantasy zu bezeichnen und passt nicht so ganz in eingefahrene Schubladen. Nach und nach vertieft Lukianenko die neue Welt von Dima immer mehr und fügt geschickt minimale Stereotypen mit neuen Ideen zusammen. Dies erzeugte bei mir eine Menge Neugier auf die Lösung der Geschichte, welche mich dann jedoch etwas ratlos zurück ließ. Doch dies erklärt sich durch den Umstand das im Jahr 1993 ein Nachfolger der Geschichte in Russland erschienen ist, von welcher ich mir die komplette Auflösung von allem erwarte – sollte diese denn auch in Deutschland als Buch erscheinen und ebenfalls vertont werden.

Für jüngere Zuhörer ist die beste Erzählform gewählt worden, welche man zum einleben in die Geschichte wählen kann: Der Ich-Erzähler. So kann man sich denn auch recht einfach in die Lesung von Andreas Fröhlich fallen lassen, welcher den Zuhörer mit sonorer Stimme durch die Geschichte begleitet. Er spielt, wie nicht anders erwartet, nicht sehr viel, stellt die Geschichte in den Vordergrund und läßt sein angenehmes Timbre für sich stehend wirken.

Was hier geboten wird ist nicht wirklich gewöhnungsbedürftig und wird dem Anspruch, welchen man vielleicht durch die „Wächter“-Bücher vermuten mag, nicht gerecht. Diese Geschichte ist gut gemacht Unterhaltung ohne die verzweifelte Tiefe der späteren Werke Lukianenkos und eignet sich gut für Unterhaltung zwischendurch…Soundsystem-BLAU