Schamanenfeuer

schamanenfeuer

Sommer 2008. Hundert Jahre sind vergangen, seit in Sibirien beim Fluß Tunguska eine gigantische Explosion stattgefunden hat. Der Auslöser dieser Naturkatastrophe ist immer noch ein Geheimnis. Viktoria Vanderberg, eine deutsche Wissenschaftlerin, versucht während einer Expedition dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Hat es sich tatsächlich um den Einschlag eines Meteoriten gehandelt? Als sie während der Nachforschungen verunglückt, wird sie von einem geheimnisvollen Mann gerettet. Leonid verspricht Viktoria, ihr bei ihren Nachforschungen zu helfen. Er erhofft sich dabei selbst neue Erkenntnisse über seine schamanischen Wurzeln. Leonids uralte Großmutter beschwört die beiden, ihre Untersuchungen einzustellen: Geister und böse Schamanen seien am Werk. Als es zu einer Serie von ungeklärten Todesfällen kommt, scheinen diese Prophezeiungen sich zu erfüllen. Doch Viktoria gibt nicht auf. Und sie begreift, dass Leonid den Schlüssel zu einer Wahrheit besitzt, die weitaus geheimnisvoller ist als ein Meteoriteneinschlag.

Sprecher: Anja Bilabel

15 CD, Spielzeit: 1072 Minuten

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Der Spannungsbogen, welchen Martina André hier gekonnt aufbaut, spannt sich schon von den ersten paar Minuten an bis hin zum Schluss der Lesung. Die Autorin versteht es gekonnt das Geschehen auf zwei Handlungsebenen spielen zu lassen. Dabei geht es auf der ersten Ebene um den Einschlag des vermeintlichen Meteoriten im Jahr 1905 und die Verquickung des Schicksals von Leonard, einem jungen Studenten, dessen Leben mit der Katastrophe irgendwie verbunden ist.

Die zweite Ebene befasst sich in der heutigen Zeit mit einer Gruppe von Wissenschaftlern welche das Rätsel um Tunguska zu lösen versuchen. Beide Ebenen werden parallel zueinander aufgebaut und Martina André versteht es geschickt zu vermeiden das der eine Handlungsstrang den anderen erklärt oder zuviel aus der parallelen Nebenhandlung verraten wird.

Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann wie das Leben in einem russischen Arbeitslager knapp nach der letzten Jahrhundertwende ausgesehen haben mag, so wird doch die vermutete Stimmung und die bedrückende Atmosphäre sehr gut übermittelt. Leonard und Katja sehen sich einer gewaltbereiten Umwelt gegenüber in der sie kaum eine Chance haben sich ohne Blessuren aus der Affäre zu ziehen.

Besonders die Gefühlslagen und das Seelenleben ihrer Protagonisten scheinen es Martina André angetan zu haben. Sie steigert sich teilweise in so plastische Schilderungen von Gefühlszuständen das man sich nicht wirklich als unbeteiligter Zuschauer aus der Affäre ziehen kann um alles rein nüchtern, oder gar differenziert analytisch, zu betrachten.

Die Figuren der Geschichte bieten genug Möglichkeit um sich mit ihnen zu identifizieren, die in der Gegenwart genau so wie die der Vergangenheit. Stereotypen gibt es nicht. Es sind zwar keine Unbekannten doch ist nichts zu stark an irgendetwas angelehnt als das es plagiieren würde. Wissenschaft reicht sich hier harmonisch die Hand mit der Mythologie und beide Sichtweisen erschaffen ein recht ungewöhnlich interessantes Gesamtbild.

Trotz sorgfältiger Recherche ist noch genug Spielraum für die Macht des Unglaublichen vorhanden. Viele Dinge kann man selbst nachprüfen doch die Macht der Schamanen beruht eher auf Phantasie und Glauben, denn auf überprüfbarem Wissen. So ist die Mixtur spannend und mitreisend gelungen, da sie sich auch von ihren amerikanischen Pendants wohltuend absetzt und der Humor ebenfalls nicht zu kurz kommt. Keine göttergleichen Helden stürmen hier auf den Zuhörer los, sondern normale Menschen, welche zufällig in den Sog der Geschichte gerissen werden und sich darin behaupten müssen.

Anja Bilabel profitiert von der Intensität der Geschichte, denn ihre Lesung konnte mich nicht immer wirklich überzeugen. Sie geht etwas zu distanziert an die Geschichte heran und schafft so zwischen sich und der ganzen Lesung eine Art Puffer, welchen sie nicht in der Lage ist stimmlich zu überwinden. Das ist sehr schade da die Story eine Menge mehr Möglichkeiten geboten hätte für intensivere Interpretationen. Schlecht ist es dennoch nicht, da sie eine recht angenehme Stimme, zumindest in dieser Lesung in diesem Moment, hat und an sich so den Rest selber denken kann.

Das Genre lässt sich nicht so einfach zuordnen denn hier findet vieles gleichzeitig statt. Science, Fantasy – ich denke aber das Mystery es am ehesten trifft…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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