So finster die Nacht

So-finster-die-Nacht

Wenn das Unfassbare Einzug hält, nimmt es zunächst meist niemand wahr … Wir schreiben das Jahr 1981. In Blackeberg, einem Vorort von Stockholm, scheint alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Nachdem jedoch die Leiche eines kleinen Jungen entdeckt wird, verbreitet sich in Windeseile die Furcht, dass ein Ritualmörder sein Unwesen treibt: Der Körper des toten Kindes ist blutleer – ausgesaugt. Noch ahnt niemand, was hier tatsächlich geschehen ist. Der zwölfjährige Oskar verfolgt wie viele schockiert, was über den Mord publik wird. Es ist jedoch etwas anderes, was Abwechslung in seinen traurigen Alltag bringt. In der Schule hält keiner zu ihm. Bis in der Nachbarwohnung ein Mädchen in seinem Alter einzieht. Sie schließen Freundschaft. Aber irgendetwas verwirrt ihn an Eli. Sie verlässt nur nachts die Wohnung…

Sprecher: Sascha Rotermund

Bearbeitete Fassung, 5 CD, Spielzeit: 344 Minuten

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Oskars Leben ist voller Gewalt. Er ist der bevorzugte Prügelknabe seiner brutalen Mitschüler, welche ihn stets dann quälen wenn ihnen danach ist oder er es gewagt hat zu zeigen das er existiert. Sie prügeln ihn mit Stöcken, lassen ihn wie ein Schwein schreien und sind erst befriedigt wenn er blutend und zerschunden vor ihnen am Boden liegt. Doch hat sich Oskar mit all dem abgefunden. Er ersinnt Strategien um seine Peiniger so zu manipulieren das er mit den wenigsten Schmerzen und der niedrigsten Schmach davon kommt, was aber nicht immer gelingt. Und so flüchtet sich Oskar in Tagträume. Doch ist er dort nicht der strahlende Held der seinen Peinigern unblutig den Gar aus macht und sie einer gewissen Gerechtigkeit zuführt.

Oskar ist fasziniert von Mördern, so fasziniert das er sich ein kleines Album angelegt hat in dem er Zeitungsausschnitte aufbewahrt welche die brutalsten Taten der Mörder in Schweden zeigen und kommentieren. So beherrschen sie auch seine Tagträume und Oskar wünscht sich ebenfalls ein skrupelloser Mörder zu sein. Er spielt die Morde, welche er an seinen Klassenkameraden verüben würde, durch indem er mit einem Messer auf Baumstümpfe einsticht und so seiner ganzen Frustration Luft macht. Dies tut er allerdings erst Abends, wenn ihn keiner beobachten kann. Eines Abends, Oskar hat gerade wieder einen fiktiver Blutrausch ausgelebt, begegnet er dem Mädchen Eli. Sie ist im gleichen Alter wie er und vor kurzem mit ihrem Vater Håkan in das Hause nebenan eingezogen.

Oskar ist fasziniert von Eli, da sie so ganz anders ist wie alle anderen Kinder die er kennt. Doch ist sie auch sehr seltsam. Sie trifft sich nur nachts mit ihm und ihr sonstiges Verhalten ist auch nicht als normal zu bezeichnen – trotzdem freunden sich die beiden miteinander an. Als Oskar sich eines Abends wieder mit Eli trifft, hatte er vorher ein Treffen mit den Schlägern aus seiner Klasse und einen breite Wunde ziert sein Gesicht. Eli will Oskar dazu bewegen das er sich wehrt, brutaler ist als seine Peiniger und wenn sie sich dagegen zur Wehr setzen würden müsse er sein Messer einsetzen und es ein für allemal beenden. Oskar weiß nicht das Gewalt und Tod für Eli keine Fremdwörter sind und das hinter dem kleinen zwölfjährigen Mädchen eine uralte Bestie lauert die nur darauf bedacht ist ihren Hunger zu stillen.

Harter Tobak? Ja, definitiv! Nach einer minimalen Einleitung, derer es nur bedarf um sich den Handlungsort vorstellen zu können und welche so knapp gehalten ist das man nur ein schemenhaftes Bild davon erhält, legt der Autor auch sofort los und lässt Oskar durch seine Peiniger durch die Hölle gehen. Dies geschieht ungeschönt und in aller Brutalität zu der Kinder und Jugendliche fähig sind. Auch Oskars Tagträume sind alles andere als angenehm. Wenn er auf die Baumstämme einsticht hat er schon ein recht klares Bild vor Augen was da gerade mit seinem Widersacher geschieht und so wird es auch recht ausführlich geschildert. Die Charaktere sind recht simpel angelegt und machen zwischendurch auch einen recht stereotypen Eindruck. Auch kommt man recht schnell dahinter um was es eigentlich wirklich geht und was Eli ist. Doch bringt dies der ganzen Sache keinen Knick ein und lässt sie ins Uninteressante abrutschen, ganz im Gegenteil.

Da schon recht schnell klar ist womit man es zu tun bekommt und der Autor auch kein Geheimnis daraus macht, ergeben sich sehr viele Spielmöglichkeiten mit dem altbekannten welche der Autor auch weidlich ausnutzt. Immer die klassische Variante im Auge behaltend bedient er sich auch gerne bei ein paar ungeschönten Splatterelementen, welche besonders zum tragen kommen wenn die Auswirkungen und Ausmaße einer Aktion beschrieben werden. Dies macht er er sehr plastisch, obwohl er sich, bei den Tötungsakten selber, immer wieder einer Art von Beschreibung bedient die schon fast als zärtlich und liebevoll bezeichnet werden könnte – um dann wieder gesteigert mit den richtigen Grauen zu spielen.

„So finster die Nacht“ besteht nicht nur aus Splatter, ist aber auch kein Kuschelgrusel der eine Teenagerlovestory zwischen Mensch und Monster verarbeitet. Die Gradwanderung ist recht gewagt, dennoch ist sie gelungen. Das Genre wird hier nicht neu erfunden, doch wird mit seine Stereotypen sehr nett gespielt und eine interessante Variante geboten die auch ab und an einmal mit einem kurzen aha aufwarten kann.

Sascha Rotermund Lesung passt sehr gut zu diesem Buch und er fühlt sich sehr intensiv in die Charaktere und die Handlung ein. Mal ruhig, ja fast schon lauernd, und dann wieder peitschend heftig bringt er das Geschehen um Oskar und seine unheimliche Bekanntschaft an den Zuhörer. Auch wenn er zumeist die Figuren nur minimal in der Betonung unterscheidet, so kann man sie doch unterscheiden und erkennt sie auch zum späteren Zeitpunkt wieder. Samtweich und gleichzeitig betonhart erweckt er die Geschichte zum Leben.

Sicher nichts für jederman, da die Gangart teilweise etwas härter ist, doch konnte es mich komplett begeistern…Soundsystem-BLAU