Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere von Stephen KingAls neuer Universitätsarzt zieht der junge Louis Creeds mit seiner Frau und seinen Kindern nach Ludlow, Maine. Ein wunderbares Haus in herrlicher Landschaft erwartet die Familie. Einziger Haken: Das Haus liegt direkt an einer vielbefahrenen Straße, und schon bald wird die Katze der Creeds überfahren. Die Beerdigung des geliebten Tierchens auf einem alten, geheimnisvollen Indianerfriedhof bleibt nicht ohne Folgen: Das Tier kehrt lebendig zurück, ein bisschen aggressiv, ein bisschen böse. Dann wird auch noch Louis‘ Sohn Opfer der Landstraße und der Horror kann beginnen

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„I don´t want to be buried, in a Pet Cemetery!“ – so lautet der Titelsong zur Verfilmung des 1983er Stephen King Klassikers „Pet Sematary“ aus dem Jahr 1989. Und wie die Ramones schon so schön singen, ist es nicht erstrebenswert auf einem Friedhof begraben zu sein, welcher die Macht über Leben und Wiederleben hat, denn man kann sich nie sicher sein was zurück kommt, wenn es zurück kommt.

Und so beginnt der Alptraum für die Familie Creed auch dort, wo er sich in Kings Phantasien fast immer abspielt, in Main – irgendwo in der Nähe der Stadt Bangor.

Der Arzt Louis Creed zieht aus Chicago raus aufs Land um dort seinen neuen Job als Arzt in der dortigen Universität anzutreten. Was sich zuerst als Idyll mit angenehmen Nachbarn, wenn auch an einer sehr unangenehmen Bundesstraße gelegen, präsentiert, mutiert jedoch recht schnell zum Alptraum.

Der alte Jud, welcher mit seiner Frau Norma auf der anderen Seite der Straße lebt, zeigt der Familie Creed den ansässigen Tierfriedhof. Dieser scheint recht überfüllt zu sein, denn die Opfer der Bundesstraße sind vielzählig und jedes Tier, welches durch die Räder eines Fahrzeugs ums Leben kam, ist dort begraben – mit Gedenktafel und ähnlichem. Der Besuch des Friedhofs löst gemischte Reaktionen bei der jungen Arztfamilie aus und beginnt seine Macht zu entfalten als Louis Creed am ersten Arbeitstag mit dem Tod eines jungen Studenten konfrontiert wird, welcher ihn von da an als warnender Leichnam des Nachts besucht.

Als nun eines Nachts der Kater der Familie Creed den Weg über die Bundesstraße nicht überlebt, fällt der alte Jud einen folgenschweren Entschluss. Er macht Louis Creed mit der Macht des Tierfriedhofs, welcher auf altem Indianergebiet liegt, vertraut und gemeinsam bringen sie der Kater wieder ins Leben zurück. Doch ist das, was wieder zurück gekommen ist noch „Church“, oder etwas anderes, böses?

Soweit zur recht umfangreichen Geschichte des Hörspiels, welches in 180 Minuten Spielzeit dem Buch ziemlich umfangreichen Respekt zollt.

Radiohörspiele sind zumeist wie Kammerspiele mit ein wenig mehr Geräuschen als nötig um nicht zu steril zu wirken. Dies ist auch hier wieder der Fall. Neben der sehr künstlerisch wertvollen Musik muten viele der Geräusche so an als habe man versucht sie ebenso künstlerisch wertvoll anzulegen. Da es sich beim Hörspiel jedoch um ein Unterhaltungsmedium handelt, ist erzwungene Kunst nicht immer angebracht und ein wenig mehr Realismus keine literarische Abwertung der Produktion.

Die Sprecher geben sich alle Mühe, ihre Rollen lebendig und realistisch wirken zu lassen und dem einzigen Akteur dem dies nicht gelingt ist der Hauptcharaktersprecher László (Louis Creed) Kish. Kish wirkt immer eher neben der ganzen Sache stehend, denn wirklich mitten in ihr drin. Das ändert sich selbst in den emotionaleren Momenten nicht wirklich und so wirkt Louis Creed eher wie der unbeteiligte Erzähler, welcher bereits den Friedhof selbst frequentiert hat, als ein beteiligter Charakter innerhalb der Ereignisse.

Doch ist dies der Einzelfall. Rachel Creed Stimmgeberin Christin Marquitan lebt ihre Rolle umso mehr aus. Von kompletter Panik bis zum verführerischen Geschnurre einer Frau, welche den Geliebten von der Härte des Alltags sexuell ablenken möchte, ist jede Facette des Charakters in akustischer Perfektion vertreten.

Ebenso leistet Manfred Steffen, in der Rolle des alten Jud, herausragende Arbeit. Nicht nur das sein knarzendes Timbre perfekt zur Figur passt, er versteht es auch die leidenden Untertöne des Charakters perfekt heraus zu arbeiten.

Andreas Ramstein kann nichts dafür das der Unheilsbote „Paskow“ nicht wirklich spielerische Überarbeitung verlangt, doch bekommt er den untoten Weltenwandler mit genug Leben erfüllt um akzeptabel zu sein.

Der Rest der Sprecher ist eher Nebensache, den die Rollen verschwimmen zusehends in der Entwicklung des Geschehens und haben nicht die notwendige Bedeutung um länger in Erinnerung zu bleiben.

Man muss sich, wie bei jedem Buch von King, Zeit nehmen um Land und Leute zu verinnerlichen, bevor man in die Regionen des Grauens gehen darf. Doch wenn sie dann geöffnet werden, sind sie umso unangenehmer.

Erstaunlicherweise schafft das Hörspiel es, trotz spartanischer Soundkulisse und zu enervierender Musik, die bedrückende und unangenehme Atmosphäre der Buchausgabe akustisch erlebbar zu machen. Das Grauen ist greifbar und so wirklich Wohlfühlstimmung kommt während des Hörens nicht auf – aber wer will das schon bei einem Horrorhörspiel?

Die 180 Minuten gehen recht schnell vorbei, denn man kann sich der morbiden Faszination der Story nicht dauerhaft entziehen. So ist es angeraten sich die komplette Spielzeit an Zeit zu nehmen und keine Pausen einzulegen, körperliche Notwendigkeiten einmal ausgenommen.

Slow an easy does it, aber dann…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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