goldene Kompass, Der

goldene Kompass

Das wissbegierige Mädchen Lyra wächst in einem College in Oxford auf, umgeben von Wissenschaftlern und unter der strengen Obhut ihres Onkels, Lord Asriel. Wie jeder Mensch hat Lyra einen Dæmon, ein zweites Ich in Tiergestalt, von dem sie sich nie trennen würde. Ihr gewohntes Leben gerät jedoch aus den Fugen, als sie zufällig in letzter Sekunde ein schlimmes Verbrechen verhindert. Um zu erfahren, was hinter diesem und anderen Rätseln steckt, begibt sich Lyra auf eine abenteuerliche Reise ins Polargebiet.

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Lyras Welt scheint nur auf den ersten Blick wie unsere zu sein. Auch wenn die Namen die gleichen sind, so ist doch vieles nicht so wie wir es kennen. Auch haben dort sämtliche Menschen einen ständigen Begleiter – einen so genannten Daemon. Ein Daemon ist so etwas wie die Seele eines Tieres, welche sich in mannigfaltiger Gestalt gefestigt hat und an ihren Begleiter und dessen Stand in der Gesellschaft gebunden ist, sowie auch dessen Charakter repräsentiert.

In Lyras Welt hat die Kirche einen großen Einfluss und Stellenwert in der Weltpolitik und dem Herrschaftsgefüge. Die Kirche sieht sich selbst als Alleinherrscher und verfolgt jeden Andersdenkenden. So auch Wissenschaftler welche die These vertreten das es neben dem Himmel und der Hölle, welche von der Kirche anerkannt sind, noch andere Ebenen der Existenz gibt – Paralleldimensionen. Lord Asriel, Lyras Onkel, ist einer diese Wissenschaftler der dies behauptet.

Er meint beweisen zu können das sich im Nordlicht, der Aurora Borealis, das Elixier des Lebens befinden würde. Auch erzählt er von Experimenten bei denen gewaltsam Kinder von ihrem Daemon getrennt worden seien und weiter leben würden. Niemand glaubt ihm, doch als ein Freund von Lyra entführt wird vermutet sie das er für diese Experimente missbraucht werden soll, und macht sich auf die Suche nach ihm.

Das Abenteuer, welches Lyra erlebt, wurde faszinierend in Worte gefasst. Der Autor verbindet hier nicht nur viele der geläufigen Stilelemente der gängigen Jugendfantasyliteratur miteinander, er setzt diese auch noch in einen leicht verständlichen Kontext mit religiösen Überzeugungen und Machtspielen diverser Lager. Viele der sich daraus entwickelnden Situationen und Ansichten der Hauptakteure sind streckenweise relativ gewagt und könnten einem stark gläubigen Zuhörer gegebenenfalls ein wenig auf die Füße treten.

Die Protagonisten der Geschichte haben viel Zeit sich zu entwickeln und ihren Charakter dem Zuhörer nahe zu bringen. Doch werden sie nicht so stark voneinander getrennt, in gut und böse, wie man es sonst gewohnt ist. Auch die Bösen bekommen die Gelegenheit so etwas wie eine vorgeführte Seele zu entwickeln und die Guten dürfen auch etwas Schatten innerhalb ihres Charakters zeigen.

Wie so viele Radiohörspiele, so ist auch dieses klangtechnisch sehr spartanisch ausgestattet. Die Geräuschkulisse beschränkt sich auch nur auf die wichtigsten Geräusche und lässt so alles etwas steril und kalt wirken. Die Aktionen der handelnden Figuren werden zwar vom Erzähler erklärend wiedergegeben doch kann man sie, außer der Darstellung in der Sprache, nicht wahrnehmen.

Auch wird musikalisch nur sehr wenig geboten. Dies ist schade, denn die Musik welche vorhanden ist, ist sehr angenehm und zu einem Fantasymärchen passend komponiert. Doch leider wird sie zumeist nur zur Trennung der einzelnen Szenen genutzt und untermalt keine der Spielszenen während ihres Ablaufes.

Die Sprecherliste ließt sich sehr interessant und ist voller bekannter Namen. Sei es nun Jürgen Thormann, der den Erzähler gibt und die streckenweise sehr langen Passagen der Führung durch die Geschichte mit Leichtigkeit und angenehmer Stimme meistert. Oder Douglas Welbat als rauhbeiniger „Lord Asriel“, Lyras Onkel, welcher dem Mädchen erst das Abenteuer ermöglicht in das sie sich begibt. Auch Jens Wawrczeck als Lyras Daemon „Pantalaemon“ weiß voll und ganz in seiner Rolle zu überzeugen.

Des weiteren wären noch Sprecher wie Christine Pappert, Hermann Lause, Karl-Ulrich Mewes, Dietmar Mues oder Henning Venske zu nennen, welche zumeist zwar auch ein paar kleine Doppelrollen übernehmen mussten, diese aber so unterschiedlich wie möglich interpretieren um den Anschein einer Mehrstimmigkeit zu erwecken. Besonders erwähnenswert ist jedoch Kelly Darboven welche „Lyra“ ihre Stimme leiht. Ihre Leistung ist beachtlich und sie kann sich problemlos im großen Kader der Altsprecher behaupten.

Und so ist es der exzellenten Auswahl an Sprechern zu verdanken das sich dieses Hörspiel zwar nicht unter diesem Begriff durchgehend behaupten kann, aber als inszeniere Lesung vollkommen zu begeistern weiß…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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