Lufer Haus, Das

Lufer-HausIm Jahr 2008 verbringt ein parapsychologisches Forscherteam einige Tage im legendären Spukhaus der Familie Lufer und verschwindet dort spurlos. Lediglich die kürzlich aufgefundenen Tonaufnahmen der Expedition liefern ein verstörendes Zeugnis der Geschehnisse.

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Das man mit Pseudo-Reality unter Aufwendung von wenigen Mitteln große Wirkungen erzielen kann, ist seit dem Kinoerfolg von „Blair Witch“ ein unumstößliches Fakt. Doch nicht nur optisch vermag die vermeintlich reale Gefahr unbeteiligten Konsumenten in den Bann zu ziehen, es geht auch auf rein akustischem Wege.

Hatte man bei Lübbe Audio, in Produktion von floff, von 2007 bis 2009 die Serie „Mitschnitt“ ins Programm gehoben, musste diese jedoch nach vier Ausgaben wieder in der Versenkung verschwinden. Das Konzept schien interessant zu sein, doch scheint solche Konzeption eines Hörspiels nur aufzugehen, wenn der übernatürliche Faktor eine übergeordnete Rolle spielt und nicht „alltägliche“ die Handlung bestimmen.

Im „Lufer Haus“ treffen diese ganzen positiven Faktoren zusammen und ergänzen sich noch durch eine akustische Gleichheit zu „Mitschnitt“ – Detlef Bierstedt. Schickte er bereits im „Mitschnitt“ den Zuhörer in die Realität, so begleitet er hier erneut den Wanderer durch Tonaufnahmen innerhalb der Geschichte – durch Zeit und Ortsangaben. Ein zweite Gleichheit vermute ich nur, da ich mir die Recherche ersparen wollte: In den Booklets des „Mitschnitts“ wird einem gewissen KS gedankt – was nun wirklich alles bedeuten kann – doch wenn ich den Namen Kai Schwind unter „Buch / Regie“ lese, muss ich doch ein wenig grinsen. Zufall oder Absicht? Wir werden es nie erfahren.

Zu Hörspiel: Die gefundenen Tonaufnahmen sind klarer in der Qualität als der vorhergehende Detlef Bierstedt. Auch wenn man auf Räumlichkeit setzt, so fällt es auf, das dies nicht wirklich real ist, sondern vorproduzierte Dialoge zu sein scheinen. Zu gestelzt geht z.B. Oliver Siebeck durch die Rolle des „Prof. Lindner“. Nun mag sich so mancher Professor wie ein wortgewandter Angeber anhören, doch hier fällt schon sehr auf, wie steif seine Sätze sind. Dies gilt eigentlich für fast alle beteiligten Sprecher, deren Rollen „älter“ sein sollen. Einzig Vera Molitor (Christine Reekers) und Rodja Martin Tröscher (Max Reekers) bilden die löbliche Ausnahme.

Wenn man dieses Manko jedoch zur Seite drängt, da man ja weiß das es ein Hörspiel ist und keine realen Tondokumente, zieht das Ganze einen schnell in den Strudel aus Unwissenheit und wohligem Gruselschauer. Die Atmosphäre ist perfekt, da sie 1:1 live aufgenommen wurde und somit den Klang erzeugt, welchen man kennt, wenn man sich in einem leeren Haus bewegt. Das völlige fehlen von Musik ist logisch, denn wer hat schon seinen eigenen Soundtrack bei sich und lässt den während einer wissenschaftlichen Untersuchung laufen?

Die Geschichte entwickelt sich langsam und gibt dem Zuhörer die Möglichkeit die agierenden Personen gut genug kennen zu lernen und ausreichendes Wissen über das Lufer Haus anzuhäufen. Ehe man sich versieht, oder besser verhört, ist man jedoch schon mitten im Haus und wird Geräuschen ausgesetzt die sonstwas bedeuten könnten und nur erklärt werden, wenn die Wissenschaftler versuchen das Geheimnis des Hauses zu ergründen.

Man sollte schon genau hin hören, was gesagt wird und die Zusammenhänge stets im Hinterkopf behalten, da einem sonst der Schluss wie ein Buch mit sieben Siegeln vorkommen könnte. Das Ende der Geschichte ist „logisch“, muss aber selbst zusammengebaut werden.

Zur Geschichte gibt es einen Bonustrack, welcher sich auf der Webseite der LauscherLounge herunter geladen werden kann – URL und Passwort im Booklet. Da ich bereits von diesem Track gehört hatte, schob ich mir das komplette Hörspiel auf meinen Walkman und fügte den Bonustrack dort ein wo er hin gehörte – CD 2, zwischen Track 07 (20. August, 12:17) und Track 08 (21. August, 03:25). Hier macht er Sinn, denn im Anschluss an das Hörspiel ist er witzlos, und er erklärt eine Menge zur Vorgeschichte dieser wissenschaftlichen Expedition.

Sicherlich ist das „Lufer Haus“ keine Sache, welche den Zuhörer mit schlaflosen Nächten zurück lassen wird – dafür klingt es nicht real genug – doch ist das Hörspiel Gruselunterhaltung vom feinsten. Wer bereit ist sich darauf einzulassen, nicht sofort alles zu verstehen oder zu 100% erklärt zu bekommen, der wird seine wahre Freude an diesem Tondokument haben…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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