Päpstin, Die

Paepstin

Johanna, ein junges Mädchen mit überragenden Geistesgaben, wächst im Frankreich des 9. Jahrhunderts heran. Aeskulapius, ein Pädagoge aus Byzanz, erkennt Johannas außerordentliche Intelligenz und weist sie in die Lehren der Philosophie und Logik ein. Doch Johanna weiß, dass ihr als Frau die letzten Tore der Weisheit verschlossen bleiben werden. So tritt sie – als Mönch verkleidet – zunächst ins Kloster Fulda ein und macht sich Jahre später auf den Weg nach Rom. Dort gelangt sie als Leibarzt des Papstes innerhalb kurzer Zeit zu großer Berühmtheit. Und schließlich ist sie es selbst, die die Geschicke der katholischen Kirche lenkt: als Papst Johannes Anglicus.

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Donna Cross Geschichte um den einzigen weiblichen Papst den es jemals gegeben hat, beruht auf einer nicht wirklich zu 100% belegten wahren Geschichte. Das Verkleidungshusarenstück besteht aus den wichtigen Umständen das eine Frau damals fast kaum eine Überlebenschance hatte, wenn sie nicht von einem Mann gnädigerweise geehelicht wurde. Doch da sich Johanna durch eine überdurchschnittliche Intelligenz, für die damalige Zeit, auszeichnete und diese in keinem Fall hätte weiter durch ein Studium hätte ausbauen können, nimmt sie die Identität ihres verstorbenen Bruders Johannes an.

So gerät sie dann auch, nach einer ohnehin schon abenteuerlichen Odyssee bis zu diesem Punkt, in der Verkleidung des Mönch Johannes in ein Kloster um auch dort weiter zu lernen und ihr Wissen auszubauen und zu festigen. Als sie vor der Pest flieht gelangt sie nach Rom. Dort geschieht das Unfassbare: Johannas „zweites Leben“ ist so perfekt erdacht und durchgeführt das die Kirche sie zu ihrem höchsten Oberhaupt krönt.

Und dort beginnt auch die Geschichte des Hörspiels welches aus der Sicht Johannas und zweier Mönche, welche das Geschehene rückblickend betrachten und kommentieren, erzählt wird.

Auch wenn es der Geschichte an genauer Recherche der Begebenheiten und des Lebens der damaligen Zeit recht häufig zu mangeln scheint, so kann sie dennoch einen großen Unterhaltungsfaktor aufweisen. Donna Cross legt alles recht frei aus und erschafft somit zwar ein freies Gebilde, doch die Bezeichnung Fantasy ist hier nicht wirklich angebracht.

Das opulent akustisch ausgestattete Werk, immerhin handelt es sich um ein Radiohörspiel des MDR aus dem Jahre 2000, erschafft die Klangkulisse der damaligen Zeit mit Leichtigkeit und lässt die über 60 Sprecher sich in glaubhaft arrangierten Szenen bewegen. Man vergisst die Tiefe der Geschichte zu keiner Zeit und auch die Sprache ist dem flüssigen Verstehen angepasst und nicht zu gezwungen antiquiert.

Im Ensemble befinden sich nicht nur hochkarätige Sprecher der Synchron- und Hörspielszene, sondern auch Schauspieler aus dem ernsteren Charakterfach. Die Hauptfigur der „Johanna“ wurde mir niemand geringerem wie Angelica Domröse besetzt, welche beweist das sie sich auch auf dem Terrain der nicht sichtbaren Aktionskunst in einer dramatischen Rolle problemlos behaupten kann.

Neben ihr sind bekannte und markante Stimmen wie die von Hellmut Lange, welches wiederhören mich sehr gefreut hat, Hilmar Tate, Ernst Jacobi, Jürgen Thormann, Franz Josef Steffens, Peter Fricke, Peter Groeger und Friedrich Schoenfelder zu hören, um nur einen minimalen Auszug des Ensembles zu nennen. Jede Leistung steht für sich und jeder Sprecher versteht den Charakter, welchen er spricht, mit Überzeugungskraft auszufüllen.

Da die Geschichte auf zwei CDs, mit einer Spielzeit von gerade einmal knapp 150 Minuten, zusammengefasst wurde, existieren keinerlei überflüssige Langstrecken und die Geschichte verläuft flüssig und mit angenehmen Tempo.

Auch wenn alles sehr frei erfunden ist und sich nur der vage nachgewiesene Hintergrund von Johannas Geschichte auf Fakten bezieht, so kann die dargestellte Wellt dennoch mit hohem Unterhaltungsfaktor überzeugen und kurzweilig jeden Fan der klassischen Mittelaltergeschichte begeistern…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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