Peter Pan (Titania)

Peter-Pan-Titania

London um 1900: Die drei Geschwister Wendy, John und Michael Darling staunen nicht schlecht, als sie eines nachts die Bekanntschaft von Peter Pan machen, dem Helden ihrer liebsten Geschichten und Spiele. Ihre Begeisterung kennt keine Grenzen, als Peter, der Junge, der nie erwachsen werden will, ihnen anbietet, sie mit ins Nimmerland zu nehmen. Eine abenteuerliche Nacht steht ihnen bevor, denn der finstere Captain Hook erwartet sie bereits. Er hat mit Peter Pan noch eine Rechnung offen.

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Der Glockenschlag des Big Ben und Kutschpferdegetrappel – damit wäre zumindest die Zeit in der die Geschichte spielt sofort an den ersten Geräuschen erkennbar. So braucht Roland Hemmo also auch nicht viel Zeit und Muße um den Zuhörer optisch auf die Schauplätze einzustimmen.

Das Setting wird so anschaulich beschrieben, das man schnell einen inneren Kinofilm vor sich ablaufen sieht und sich dabei auch an den vorhandenen tricktechnischen Darstellungen aus dem Hause Disney orientieren kann. Teddybär, Zylinder oder sonstige Dinge werden erwähnt und so ist der Bezug zum bekannten Material sofort vorhanden und hält auch über die komplette Spielzeit an. Auch das Cover impliziert schon eine Verbindung zu den alten Darstellungen, denn sie weichen nicht all zu weit von ihnen ab ohne sie jedoch zu kopieren.

Die Sprecher sind alle wieder genau auf den Punkt ausgewählt, auch wenn sie ihre Rollen nicht immer genau so „auf den Punkt“ treffen wie ich sie mir vorgestellt hatte. Marie-Luise Schramm ist die perfekte „Wendy“. So wie Marie Bierstedt in „Anne“ versteht sie es so viel Dramatik und die unterschiedlichsten Gefühle in ihre Stimme zu legen das es unmöglich ist von ihrer Leistung nicht beeindruckt und hingerissen zu sein. Daniel Schlauch gibt „Peter Pan“ den nötigen Kick an Keckheit und Abenteuerlust um den Jungen der niemals erwachsen werden wollte zum Leben zu erwecken. Flüsternd eindringlich oder martialisch heroisch spielt er alle Facetten des Charakters stimmlich aus.

Cathlen Gawlich gibt hier eine etwas zu überdrehte und etwas zu zickige „Tinkerbell“ zum besten. Ihre Stimme rutscht zu oft ins hochgepitchte und knurrige Overacting ab und selbst wenn der Charakter der Elfe das voraussetzt, so hätte ich eine etwas weniger Micky-Maushafte Interpretation besser gefunden. Bei einer Rolle hatte ich so meine Bedenken, doch wurden sie schon nach den ersten Sätzen zerstreut. Thomas Piper, hier wieder Tommi genannt, knurrt sich sich wirklich beherzt durch die Rolle des „Hook“ und wirkt nicht unpassend. Auch wenn er eigentlich fast nur Overacting betreibt, so passte es zur Rolle und so hatte ich mir Peters Nemesis erhofft.

Genau so wie Wilfried Herbst als „Smee“, Hooks ewig nervenden Schatten. Quäkelig nörgelnd belebt er jede seiner Auftritte und nervt genau so wie man es in Erinnerung hatte. Den Darstellern der Kinder, insbesondere Aljoscha Fritsche als „John“ und Albert Werner als „Michael“, gebührt allen besondere Aufmerksamkeit und Respekt. Jede der Kinderrollen ist so einnehmend charmant gesprochen und so lebendig anzuhören das es eine wahre Freude ist ihnen ins Nimmerland zu folgen. Auch Roland Hemmo als Erzähler kann überzeugen. Den Märchenonkel welcher den Zuhörer durch Nimmerland begleitet kauft man ihm sofort und zu vollster Zufriedenheit ab.

Und jetzt zur Inszenierung, bei der ich mich wieder wiederholen werde. Wie in jeder Produktion der Titanier, so herrscht hier wieder Ohrenbombast vor. Alles wird bis auf das kleinste Geräusch ausgearbeitet und so anschaulich präsentiert das der Kino für die Ohren-Film voller Farben und Bewegungen daher kommt. Die klassisch angehauchte Musikuntermalung trifft in jeder Szene so genau auf die Sprecher und Geräusche um mit ihnen zusammen eine fast perfekte Illusion abzuliefern.

Trotz einer zu abgedrehten Elfe welche ab und an mal nervt ist dies die schönste Hörspielumsetzung des Stoffes welche ich mir vorstellen könnte…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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