Red River

Red RiverTexas, 1855. Jesse und Joe, zwei junge Europäer auf dem Weg durch den Wilden Westen. Auf der Suche nach Abenteuern und ihrem einzigen Verwandten in Amerika, dem Farmer John. Als sie ihn finden, lauert auf sie auch schon die Gefahr. Werden die beiden jungen Männer ihre Naivität rechtzeitig ablegen, um der Bedrohung entgegentreten zu können? Sind sie hart genug für diese neue Welt, in der nur das Gesetz des Stärkeren zu gelten scheint?

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Das die Zeitspanne des wilden Westen eigentlich nur recht kurz gewesen ist, von ca. 1866cbis 1890 (Letzter Indianerkrieg am Wounded Knee), und umschreibt die Zeit der Besiedelung der Nordstaaten Amerikas durch die Einwanderer aus Europa.

Die zum Großteil literarisch meist verklärte „Erinnerung“ dieses Zeitabschnittes unterlässt es Dinge wie die fast gelungene Ausrottung der Indianer sowie andere Unmenschlichkeiten im Gesetz des Stärkeren der damaligen Zeit zu erwähnen. Zwar spielen sie in „Red River“ nicht die Hauptrolle, doch sie werden nicht beschönigt oder gar ausgeblendet.

Das ein Menschenleben im wilden Westen nicht viel bedeutet, zumindest nicht das eines Bauern oder Arbeiters, müssen die beiden Europaflüchtlinge Jesse und Joe Spooner (ehemals Löffler) recht schnell am eigenen Leibe erfahren. Durch den Tod eines Familienmitgliedes sehen sie sich gezwungen tiefer in den wilden Westen zu ziehen um dort die rauen Sitten des Lebens in der Halbwüste kennen zu lernen. Schnell geraten sie in Probleme, welche ihnen über den Kopf zu wachsen scheinen, denn Gunmen sind sie nicht.

„Red River“ ist für mich seit langer Zeit wieder einmal ein Hörspiel das sich im Laufe der Spielzeit mein Gefallen erarbeitet hat. Der Anfang ist schwer, denn die beiden jungen Neuamerikaner Jesse und Joe unterhalten sich in Zitaten von Schiller und Goethe, was schon ein wenig an den Nerven zerrt und mich befürchten ließ das es sich nicht so schnell ändern würde. Doch weit gefehlt. Spätestens nach der Ankunft bei „John Lawson“, bewegt sich alles in recht unterhaltsamen Bahnen.

Die Geschichte des angehenden Farmers Lawson und seiner Frau, welche das Familienmitglied der beiden Exildeutschen gewesen ist, wird recht ausgiebig erzählt und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar ist es wichtig Motivation und Herkunft der Protagonisten zu kennen, doch hier wären Spielszenen kurzweiliger gewesen, denn man hatte die Rolle der „Catherine“ ohnehin schon mit Simona Pahl besetzt.

Nach den Erzählungen, Erklärungen und Bekanntmachungen begibt man sich dann sofort in die Rachegeschichte, welche den Grundtenor des ganzen ausmacht.

Die Sprecher wurden alle gut für ihre Rollen ausgesucht. So geben Jesse Grimm und Johannes Semm ein perfektes Cousingespann ab, welches teilweise naiver nicht sein könnte und dennoch durch scharfe Kombinationsgabe und kaum zu brechenden Optimismus besticht. Jan-David Rönfeldt chargiert seinen „John Lawson“ zwischen den alkoholisierten Helden eines Jack Palance und Lee Marvin, welcher dennoch in seinen klaren Momenten sympathisch wirkt. Matthias Klimmsa und Rasmus Borsowski, sowie Michael Grimm als Zuhälter „Lafayette“, verschaffen dem ganzen den nötigen „Dummdödel“-Anstrich, denn im wilden Westen kamen auch die nicht gerade Intellektuellen gut zurecht, so lange sie nur jemandem zu willen waren, der sie zu lenken verstand.

Die extrem klischeehafte Titelmelodie hätte man sich gut und gerne sparen können, genau so wie einige der recht unpassenden Zwischenmusiken. Die Effekte sind in Ordnung und vermitteln ein gutes Bild des gerade bespielten Schauplatzes.

Das Hörspiel kommt langsam in Fahrt, doch wenn es läuft, kann es heimelige Westernstimmung verbreiten, welche jedoch nicht mit der Verklärung eines Buffalo Bill einher geht…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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