Mnemoration. Rückerinnerung. So nennt man in der Zukunft die schmerzhafte Erinnerungsprozedur, der alle verurteilten Straftäter unterzogen werden. Jeder Gedanke, jede Erinnerung, jedes Gefühl wird der Öffentlichkeit preisgegeben. Ein Menschenleben, reduziert zu einem Studienobjekt. Alle Zweifel an dieser Methode werden von der Regierung der Vereinigten Erdstaaten systematisch unterdrückt. Die Durchführung dieser Prozedur liegt in den Händen der beinahe allmächtigen Mnemoratoren. André Beyer (Florian Böder) war ein solcher Mnemorator. Jetzt wird er selbst wegen Mordes zur Rückerinnerung verurteilt. André weiß genau, was auf ihn zukommt. Doch ihm geht es nicht darum, seine Unschuld zu beweisen. Er verbirgt etwas. Ein Geheimnis, das niemand erfahren darf. Auch der mit allen Wassern gewaschene Mnemorator Dr. Meridian (Fritz Stavenhagen) nicht, der in den Windungen von Andrés Seele nach der Wahrheit sucht.
Guten Abend, liebe Zuhörer. In unserer Reihe „Science Fiction Hörspiele der Neuzeit“, präsentieren wir ihnen heute Abend…
…STOP!
Was sich hier anhört wie ein Hörspiel direkt aus dem Radio ist – meines Wissens nach – keines.
Sofort ab der ersten Sekunde hat man das Gefühl, man würde einem Radiohörspiel lauschen. Die Stimmen gepflegt, die Sprecher fast verhalten, die atmosphärische Stimmung aufgeräumt und übersichtlich akustisch sortiert.
Dies mag nicht für jeden Hörspielhörer sofort ein Negativpunkt sein, doch da dieses Hörspiel mit dem Ohrland-Logo versehen ist, hatte ich – als reiner Unterhaltungssucher – eher eine lebendiger Inszenierung, a´la „Cungerlan“ erwartet.
Man kann dieser Produktion mit Fug und Recht hohe Klasse attestieren, doch alles im Rahmen dessen, was sich hier auch öffentlich rechtlich hören lässt. Die Geschichte ist anspruchsvoll, denn sie lotet Seelen und Gemüter bis in die hinterste Ecke aus. Man bekommt diverse Seelenstriptteasemomente geboten, welche durch die künstlerische Intensität der Darstellung umso greifender sind, wen auch nicht immer ergreifend.
Das Sprecherensemble ist, bis auf eine Ausnahme, recht jung und es fällt schon einmal schwer die diversen Charaktere sofort nur akustisch unterscheiden zu können. Auch kam mir nur die Stimme der Ausnahme, Fritz Stavenhagen, bekannt vor – was auch eventuell daran liegen mag, das sie recht nahe an Bodo Primus ist, wenn auch ein wenig dunkler im Timbre.
Florian Mischa Böder, Tom Jacobs, Farina Terhaag, Tobias Blumtritt, Andrea Schröder, Miria Barlaage, Sonja Ziellenbach – das sind die Namen der Sprecher, welche mir weder namentlich noch stimmlich etwas sagten. Alle Spieler weisen jedoch eine vorhandene Erfahrung in schauspielerischen Tätigkeiten zu haben, denn niemand hakelt sich durch die ihm zugewiesene Rolle.
Es sei nun erwähnt, das ich mit deutschen Hörspielen in Radiomachart nur sehr wenig anfangen kann. Deshalb sagte mir der „Schweif“ auch nicht wirklich subjektiv zu. Man versucht Spannung aufzubauen und diese auch mit entsprechender Musik zu unterstützen, doch durch die zu ruhige Inszenierung wollte sich bei mir keinerlei Spannung einstellen.
Die Produktion, so verrät das Cover, ist eine Co-Produktion zwischen der Akademie Deutsche Pop und dem Ohrland Verlag. Die – meist jüngeren Sprecher – sind alle Studenten der Akademie, ohne wirkliche praktische Berufserfahrung, welches man aber nicht negativ empfindet. Musik und Regie wurden von Dozenten der Akademie übernommen, die restliche Technik Studenten. Einzig die reine Produktion lag beim Ohrland Verlag.
Das Hörspiel ist definitiv etwas besonderes in seiner Art, doch für Freude lebendigerer Inszenierungen nur bedingt geeignet. Radio-Hörspiel-Fans werden jedoch ihre helle Freude am „Schweif“ haben, denn qualitativ kann er sich mit allem messen, das mir jemals aus dem Radio entgegen geschallt ist…
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