Wolke, Die

Die-WolkeWas niemand glauben wollte, passiert: In einem deutschen Atomreaktor kommt es zum Super-GAU. Die Behörden versuchen zu beschwichtigen, doch auf den Straßen herrscht Chaos. Über allem schwebt die Bedrohung der radioaktiven Wolke. Die 14-jährige Janna-Berta macht sich mit ihrem Bruder auf den Weg, um ihre Eltern zu suchen. Fassungslos muss sie mit ansehen, wie die Erwachsenen die Katastrophe verdrängen und Politiker sich hinter Lügen und Ausflüchten verstecken.

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1986 ereignete sich im russischen Tschernobyl ein Reaktorunfall, welche die Welt nicht nur jahrelang in Atem hielt und dessen Spätwirkungen immer noch zu merken sind – er regte auch die erneute Diskussion um die Sicherheit von Atomkraftwerken an, ohne Erfolg jedoch, wie man an Fujkusihima 2011 scherzhaft feststellen musste.

Da sich auch in Deutschland immer noch Atomkraftwerke in Betrieb befinden, deren Alter und Sicherheit mittlerweile fragwürdig ist, ist das Buch von Gudrun Pausewang, aus dem Jahr 1987, noch so aktuell wie vor mehr als 25 Jahren.

Anhand einer Reaktorkatastrophe zeigt die Geschichte nicht nur die gesundheitlichen Folgen auf, sie hält auch dem grundlegenden Charakterzug des Menschen, genannt Willen zum Überleben, einen bitterbösen und unangenehmen Spiegel vor.

Janna-Berta, die Hauptakteurin der Geschichte, muss mit ihren 14 Jahren eine Menge Dinge sehen und verkraften, welche so manchen gestandenen Erwachsenen an den Rand der Belastbarkeit bringen würden. Als sie mit ihren Mitschülern, nach einem Katastrophenalarm, versucht der ausgetretenen Wolke des Atomkraftwerks zu entkommen, erfährt sie das Menschlichkeit und Hoffnung verloren gehen, wenn Menschen von etwas bedroht werden, das sie nicht sofort sehen, hören oder beseitigen können.

Gnade und Verharmlosung kennt die Geschichte nicht, denn Janna muss nicht nur physische Schmerzen erfahren, auch psychisch wird dem Kind eine Menge abverlangt. Nicht nur das sie ihren toten Bruder am Wegesrand liegen lassen muss, wie ein Stück Müll, auch sonst geht der Weg Jannas jedem Zuhörer gehörig an die Nieren.

Auch wenn das Hörspiel aus dem Jahr 2001 stammt, so ist die Neuauflage schon fast Pflicht. Sven Stricker hält keine Schrecken solch eines Ereignisses zurück und lässt die komplett geballte Brutalität und schonungslose Realität des Buches auf den Zuhörer los. Es wäre für Jugendliche – auch heutzutage – nicht anzuraten sich der Produktion alleine im stillen Kämmerlein auszusetzen, dafür ist die Inszenierung zu intensiv und die umgestzten Ereignisse zu verstörend.

Neben Wolf Frass als Erzähler agiert Céline Fontanges mit einer hervorragenden Leistung in der Rolle von „Janna-Berta“. Niemals gerät sie in die Verlegenheit ihre Rolle zu karikiert zu spiele, auch wenn Janna durch die Hölle geht. Ebenfalls im Cast: Marion von Stengel, Marianne Kehlau, Wolf Rathjen, Leonhard Mahlich, Rasmus Borowski, Eberhard Haar, Christian Stark und diverse andere.

Bei genauerem hinhören fällt schnell auf das alle kleineren Rollen von wenigen Sprecher gesprochen werden, welch jeden Charakter im selben Ton sprechen. Diese Beobachtung könnte man als Erbsenzählerei auslegen oder einfach vermuten, so wie ich, dass dies ein Stilmittel ist um der Masse der Menschen auf Jannas kein individuelles Gesicht zu geben sondern sie als gesichtslose Menge agieren zu lassen.

Ein Hörspiel, welches auch nach dem höre noch Aufmerksamkeit generiert, denn was man zu hören bekommt könnte schneller eintreffen als man vermuten mag…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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