Die Box enthält auf 7 CD die Hörspiele: Raumschiff Titanic nach Douglas Adams, Leviathan ’99 nach Ray Bradbury; Solaris nach Stanislaw Lem, Von Der Erde zum Mond nach Jules Verne, Die dritte Zivilisation nach Arkadi und Boris Strugatzki.
Wie oft verpasst an im Radio ein Hörspiel und danach dann auch noch die Veröffentlichung auf CD? Mir passiert so etwas viel zu oft. Doch hier hat man die Gelegenheit gleich mit den Geschichten von sechs Meistern des Phantastischen in zukünftige Welten jeder nur erdenklichen Couleur zu entfliehen. Sicherlich hätte sich für den Verlag ein Neuauflage der einzelnen CDs nicht mehr wirklich rentiert, doch hier legt man ein sehr gut aufgemachte und durchdachte Boxversion vor, die nicht nur optisch ein Menge zu bieten hat. So kommt man auch jetzt noch in den Genuss von fünf Hörspielperlen der Radiokunst.
Der Name Douglas Adams steht für etwas skurilere SF-Unterhaltung und die meisten dürften sein Werk“ Per Anhalter durch die Galaxis“ kennen. Die Grundstory der Geschichte beruht auf einem PC-Spiel mit gleichem Namen das von Douglas Adams entwickelt wurde. Er hatte jedoch damals nicht genug Zeit das „Buch zum Spiel“ zu verfassen und so wurde der Ex-Monty-Python Terry Jones damit beauftragt, da sich der Humor der beiden sehr ähnelt und Adams in früherer Zeit auch Sketche für die Komikertruppe verfasst hatte.
Die Geschichte von „Raumschiff Titanic“, welche sich auf den ersten beiden CD der Box befindet, handelt von einem sehr seltsamen Raumschiff und dessen mehr als skurilem Abenteuer. Der Stapellauf des Raumschiffes steht bevor und allein die Fertigstellung des Raumers hat einen ganzen Planeten moralisch wie finanziell zu Grunde gerichtet. Doch ist das Geld nicht in den Bau des Schiffes investiert worden, sondern es verschwand in ein paar Taschen die gerne gefüllt werden wollten. Bei der Jungfernfahrt kommt es dann wie es kommen muss, das Schiff verschwindet in einer Weltraumanomalie und die Passagiere der TITANIC müssen sich von da an mit den wildesten Dinger herumschlagen um wieder lebendig zurück zu kommen.
Ein zickiges Schiff, eine Bombe welche gerne detonieren möchte und Service-Roboter die nichts von dem tun für das sie gebaut wurden sind die Zutaten für ein augenzwinkerndes Spektakel das sich mit den Python-Filmen problemlos messen kann. Die Inszenierung ist witzig geraten und geht auf alle Absurditäten der Textvorlage ein. Um nur ein paar bekannte Namen der Stimmen zu nennen welche zu hören sind: Michael Habeck, Ernst August Schepmann, Heinrich Giskes, Jens Wawrczeck, Samuel Weiss, Gerlach Fiedler und Charles Wirths. Das Hörspiel stammt aus dem Jahr 1999.
Nach diesem eher humorigen Ausflug in die Welt von Morgen wird auf CD 3 das Hörspiel „Leviathan´99“, nach einer Geschichte von Altmeister Ray Bradbury, geboten. Hier wird eine neue Variante des „Moby Dick“-Themas aufgearbeitet und in ein futuristisches Umfeld transportiert. Der Kapitän der „Cetus 7“ jagd den Meteroriten „Laviathan“, welcher im vor Jahren das Augenlicht genommen hat. Doch unternimmt er diese Jagd nicht alleine. Eine recht interessante Mannschaft begleitet ihn, zu der auch der Erzähler namens „Ismael“ gehört. Bradbury ist es gelungen das Thema des Meville-Klassikers so interessant neu zu verarbeiten das man sich zwar fast „zuhause“ fühlt, aber dennoch stets mit neuem konfrontiert wird.
Die musikalische Untermalung wie auch die Geräuschkulisse zerren dabei doch ab und an etwas stark am Nervenkostüm des Zuhörers. Da die Produktion aus dem Jahr 1969 ist, hat man hier alles verarbeitet was sich für damalige Ohren futuristisch anhörte und das ist teilweise auch recht schräg mit anzuhören. Auch hier wieder nur ein paar Namen von bekannten Sprechern der damaligen Zeit: Wolfgang Büttner, Heinz Stoewer und Jürgen Goslar sind hier am Werk.
CD 4 und 5 bieten ein Radiohörspiel der etwas neueren Generation: „Solaris“, aus der Feder des russischen Ausnahmeautors Stanislav Lem. Die Produktion aus dem Jahr 2006 beschreibt die Geschichte des Planeten „Solaris“welcher fast vollständig von einem Ozean bedeckt ist welcher sehr sonderbare Eigenschaften aufweisen kann. Man betrachtete den Ozean, sowie eigentlich den ganzen Planeten, als lebendes Wesen, doch ist es den Menschen bisher noch nicht gelungen Kontakt mit der Wesenheit aufzunehmen. Als Kelvin auf die Solaris-Station kommt ist der Rest der Mannschaft in einem erbarmungswürdigen Zustand. Der Planet Solaris hat die Gedanken der Menschen, besonders die welche bei jedem das Schuldbewusstsein auslösen, real werden lassen und als fassbare „Gäste“ auf die Station gesandt um die Menschen mit ihnen zu konfrontieren.
Die daraus resultierenden Probleme schildert das Hörspiel in sehr eindringlicher Form. Es wird wie eine Art von Verhör präsentiert bei dem sich die Protagonisten zu den Vorfällen auf Solaris äußern. Die Grundstimmung der Produktion ist durchgehen sehr ruhig und so werden die eindringlicheren Momente noch intensiver als man es erwartet hätte, von einer Lem-Story. Sprecher sind unter anderem: Oliver Stokowski, Hans Peter Hallwachs, Thomas Rühmann, Maria Simon und Klaus Hahn.
CD 6 fällt leider etwas aus dem Rahmen, da sie eine Geschichte von Jules Verne präsentiert. „Von der Erde zum Mond“ ist eine Produktion aus dem Jahr 1968 und erzählt die Geschichte der Mitglieder des „Kanonenclubs Baltimore“ welche sich nach dem Ende des Bürgerkriegs furchtbar langweilen. Zur Abwechslung bauen sie eine Kanone welche groß genug ist ein Geschoss auf den Mond zu befördern. Zusätzlich kommen sie noch auf die Idee in dem Geschoß Menschen zu transportieren und so geht das Abenteuer los.
Das Hörspiel ist leider das unerfreulichste in der Box und kann nur mit gutem Willen als „Klassiker“ angesehen werden. Die Stimmen knarzen und die ganze Aufmachung ist sehr antiquiert. Doch könnte man sich gerade durch die vorsinnflutliche Inszenierung einreden das man aktuell eine 1:1-Übertragung aus der damaligen Zeit zu hören bekommt. Als Sprecher agieren: Hans Paetsch, Herbert Fleischmann, Kurt Lieck und Ursula Langrock, unter anderem.
Als letzte Produktion im Bunde darf sich „Die dritte Zivilisation“ dem gewillten Hörer vorstellen. Die beiden russischen Brüder Boris und Arkadi Strugatzki erschaffen hier eine Utopie welche sehr eindringlich ist. Eine Zivilisation muss gerettet werden, da sie von der Auslöschung ihres Planeten durch eine Supernova bedroht ist. Deshalb muss ein neuer Planet gefunden werden. Der ausgewählte Planet erfüllt alle Voraussetzungen, da sich auf ihm nicht viel mehr als ein wenig Buschwerk befindet und sonst keinerlei Leben zu entdecken ist.
Leere Ozeane, leere Landflächen und auch sonst eher eine normale Aufgabe für das Team welches den Planeten für die Besiedelung vorbereiten soll. Die Arbeiter langweilen sich und nur die Wartungsarbeiten an den Kybern, den Robotern der Terraformer, bringen dem Kybertechniker Stas etwas Abwechslung. Bis das er eines Tages beginnt Geräusche zu hören wo keine sein dürften. Er beginnt an seinem Verstand zu zweifeln, denn es geschehen ebenfalls greifbare Dinge welche nicht zu erklären sind. Urheber dieser Geschehnisse ist „Der Junge“, der einzige Überlebender eines Raumschiffabsturzes vor vielen Jahren. Doch wirft das viele Fragen auf. Wieso ist der Körper des Jungen nicht normal und wer hat ihn hier aufgezogen, wo es sonst keinerlei Leben zu geben scheint?
Das Hörspiel geht sehr ruhig und bedacht an diese Geschichte um Evolution und Erkennen von anderen Dingen als man selbst heran. Die Sprecher und die Inszenierung, aus dem Jahr 1999, beleben die drückende Atmosphäre des leblosen Planeten sehr eindrucksvoll. Als Sprecher agieren unter anderem: Jens Wawrczeck, Otto Sander, Jens Harzer und Wolfgang Höper.
Die Erscheinungs- beziehungsweise Erstaustrahlungsdaten der Hörspiele sind recherchiert und erheben nicht den Anspruch korrekt zu sein.
Bis auf den Jules-Verne-Ausrutscher sind alle Hörspiel in dieser Box Klassiker oder schicken sich an welche zu werden. Der geneigte Hörer sollte sich jedoch darüber bewusst sein das es sich hier um reine Radioproduktionen handelt, welche technisch sehr hochwertig produziert wurden, aber dennoch nicht für jederman geeignet sind. Wer Action, Explosionen und Weltraumschlachten sucht, der ist hier fehl am Platz. Wer sich von gut geschriebenen und intensiv vertonten Geschichten, wenn auch streckenweise recht experimentel durch den zeitlichen Rahmen der Entstehung bedingt, einlassen kann, der wird hier fündig…
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