03 – Staffel 1, Folge 1-3 (Lübbe Audio)

Darkside-Park-01-Luebbe

Der Erste, der mich nach einem Ort namens Darkside Park fragte, war Scott Harrison, ein kleiner Junge von der Lincoln High. Das war Ende der 60er, irgendwann im Frühsommer. Hin und wieder frage ich mich, wie die Dinge wohl verlaufen wären, wenn es diesen Moment nie gegeben hätte. Gewiss wäre ich jetzt an einem anderen Ort, und Scotts Eltern hätten noch einen Sohn. Heute weiß ich, dass wir in an jenem schicksalhaften Tag den seidenen Faden eines gewaltigen Netzes berührt hatten. Und weit entfernt in dessen Mitte war die riesenhafte Spinne aus tiefem Schlaf erwacht. Sie jagt noch immer.

Sprecher: Till Hagen, Eckhart Dux, Nana Spier

3 CD, Spielzeit: 170 Minuten

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Ivar Leon Menger zeichnet seit längere zeit für ungewöhnliche Geschichten mit ungewöhnlichen Protagonisten verantwortlich – so hat man mir erzählt. Da dies hier meine erste Begegnung mit der Gedankenwelt des Autors ist war ich neugierig darauf was sich mir hier bieten würde.

Sicher sind die Protagonisten alles andere als wirklich ungewöhnlich, wenn man sich schon mehrfach im Bereich der etwas skurileren Phantastikliteratur bewegt hat. Die Grundidee scheint wohl von Menger selbst zu stammen, beziehungsweise die Welt in welcher die Geschichten spielen und die Grundlagen wie sich die Figuren zu verhalten haben. Die anderen beiden Mitautoren, Hendrik Buchna und Christoph Zachariae, halten sich auch, wie ich fand, sehr streng an das recht enge Exposé.

Die erste CD „Interview mit Ed“ beginnt den ersten Reigen der Geschichten um den Darkside Park. Im Gegensatz zu den anderen beiden Storys ist diese zumindest abgeschlossen und man kann mit einem Ende rechnen. Besagtes Interview ist nicht so geartete wie man es eventuell erwarten könnte und auch der vorhandene Twist der Story ist wirklich überzeugend. Doch so überzeugend wie die Story sich auch präsentiert, so seltsam fand ich die Lesung von Till Hagen. Ich halte, nach dieser CD, Herrn Hagen nicht wirklich für jemandem dem man solch eine Geschichte anvertrauen sollte, welche doch ein wenig mehr Spiel erfordert hätte. Sicher gibt er sich leidlich Mühe die einzelnen Charaktere auch wie unterschiedliche Personen klingen zu lassen, doch irgendwie wollte der Funke bei mir nicht wirklich zünden. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl Herr Hagen würde vor dem Mikrophon sitzen und mit sich selbst reden, absichtlich. Da die Spielzeit nur um die 40 Minuten herum beträgt ist dieser nicht so gelungene Einstieg in den Park dann auch recht gnädig schnell vorbei.

CD Zwei bringt dann den ersten Teil der Geschichte „Das böse Zimmer“. Diese schafft es dann doch den Schnitzer von Folge ein ein wenig vergessen zu machen. Eckart Dux schafft es hier sehr gut hörbar eine Story zu beleben welche in ihrer Grundstimmung ein wenig an die Geschichten kingscher Prägung erinnert. Da scheint Hendrik Buchna seinen Stephen King gut inhaliert zu haben, denn er hommangiert den Stil sehr imposant. Beklemmend und verstörend erzeugt er mit ruhiger, fast gelassener, Art und Weise des Erzählens jede Menge Atmosphäre in die Lesung und man kann sich die Erinnerungen des Psychotherapeuten fast bildlich vor das innere Auge rufen und den Geschehnissen von denen er rückblickend berichtet, problemlos folgen. Zuerst hatte ich die Befürchtung das sich gerade dieses etwas träge Tempo negativ auswirken würde, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Pausen Dux macht und je bedächtiger er wird, desto angespannter wurde ich beim zuhören. Schade nur das man mittendrin aufhört und den Rest der Fortsetzung in der nächsten „Staffel“ überlässt.

Last, but not least, erfreut CD 3 dann direkt mit dem nächsten „ersten Teil“. „Der Gesang der Ratten“, von Christoph Zachariae, geht wohl am ehesten in die Richtung des reinen Horrors. Ein junges Pärchen mit einer Menge Happiness im Leben wird aus der Beschaulichkeit seines Alltags in die dunkle und düstere Welt von Darkside Park gerissen, wie sollte es auch anders sein denn darin besteht ja der Sinn dieser Storys, alles andere wäre dann wohl „innovativ“ gewesen. Hier darf sich nun Nana Spier austoben – und das macht sie perfekt. Eindringlich und sehr angenehm spielend erschafft sei eine sehr stimmungsvolle und glaubhafte Atmosphäre, welche die längste Lesung der Kollektion belebt. Nicht nur die angenehme Stimme von Frau Spier macht diese Folge zum eigentlichen Aushängeschild der ersten Staffel.

3 CD, 3 Sprecher, 3 Storys – doch das mach alles noch nicht wirklich einen großen Sinn. Doch scheint es den wohl zu geben, denn zumindest im „Gesang der Ratten“ wird einmal auf das „böse Zimmer“ hingewiesen und so regt sich bei mir die Hoffnung das sich die ganzen Geschichten noch zusammenfügen werden zu einem großen Ganzen. Bis auf den heftigen Ausrutscher von Till Hagen sind die Lesungen gut gelungen. Doch hätte man sich auch ein wenig mehr dazu entscheiden sollen ob es nun eine inszenierte Lesung werden soll oder lieber nicht. Ein paar eingestreute Sounds ab und an sind zwar vorhanden, doch hätte man sich diese Zeit des Abmischens auch sparen können da sie nicht wirklich ins Gewicht fallen.

Der Anfang ist gemacht und er lies mich recht ratlos zurück. Potential ist massenweise vorhanden und die beiden „ersten Teile“ lassen darauf hoffen das dieses auch weiterhin ausgeschöpft werden wird. Erwähnenswert wäre noch de Spielerei auf dem Schuber der CDs. Hier hat man es sich nicht nehmen lassen den Schriftzug in einem gelb leuchtenden Etwas auf zu drucken. Dark ist es ja schon im Park…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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