03 – Helle Barden

Helle Barden von Terry Pratchett

In Ankh-Morpork gibt es schon lange keinen König mehr. Lord Havelock Vetinari, der Herrscher der Stadt, auch „Der Patrizier“ genannt, ist zwar kein Demokrat, aber trotz all seiner tyrannischen Macken ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Dekadenz von Monarchie oder Adelsherrschaft. Die verbliebenen Adligen von Ankh-Morpork akzeptieren Vetinari hingegen nur ungern. Und als der junge Edward d’Eath Hinweise auf einen unbekannten Thronerben findet, eskaliert die Situation. Eine furchtbare Waffe, das „Gfähr“, wird aus dem Museum der Assassinengilde gestohlen. Grässlich zugerichtete Leichen zeugen von der Macht dieser Waffe. Wer steckt hinter den Morden? Und wer ist der Thronfolger, den Edward gefunden zu haben scheint.

All dies geschieht, während Samuel Mumm, der Hauptmann der Nachtwache, auf seinen Abschied wartet. Er wird Lady Sybil Käsedick heiraten: die reichste Frau der Stadt und Mitglied des Ankh-Morporker Adels. Mumm sieht seinem Abschied mit gemischten Gefühlen entgegen. Er hasst den Adel, aber er liebt Sybil, die sich rührend um die Pflege hochexplosiver Sumpfdrachen kümmert. Und Mumm liebt den Dienst in der Wache, die sich just vergrößert hat. Neben dem gradezu königlich sympathischen 2-Meter-Zwerg Karotte Eisengießersohn dienen dort nach ethnisch korrektem Proporz Trolle wie Detritus und Zwerge wie Knuddel, der berüchtigte Nobby Nobbs und Feldwebel Fred Colon. Auch Angua, heimliche Werwölfin, hilft, die Stadt der seltsamen Gilden zu schützen. Doch die Krise ist da. Um 12 Uhr Mittags soll Mumm seinen Abschied nehmen – und jemand hat das Gfähr im Anschlag…

Gelesen von Rufus Beck

6 CD, Inszenierte Lesung, Spielzeit: 410 Minuten

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Terry Pratchett behandelt und veralbert in seinen Scheibenweltromanen stets die normalen Dinge unseres alltäglichen Lebens. Diesmal geht es, unter anderem, auch um Vorurteile und deren Wirkung. Pratchett läßt hier die verschiedensten Rassen friedlich mit- und nebeneinander existieren. Sie unterstützen sich sogar gegenseitig. Was mir die Vermutung aufdrängte das Pratchett sich sicher beim schreiben des Buches ab und an die Frage stellte wieso dies nur in der Literatur möglich ist und nicht im realen Leben selbst auch.

„Helle Barde“ ist ein Krimi, mit allem was die Scheibenwelt so ausmacht. Vor allem ist seine Leichtigkeit zu bemerken denn es bedarf keiner großen Vorkenntnisse von Ort und Personen um ihn zu genießen. Die Geschichte steht für sich selbst und kann auch als reines „Stand Alone“ gehört werden. Wer sich also noch niemals in die Weiten der Scheibenwelt verirrt hat der hat hier die Möglichkeit dies zu tun und einen Anfang zu machen. Doch einer Sache sollte derjenige sich bereits im Vorfeld bewußt sein: Die Scheibenwelt kann süchtig machen und man kommt nicht mehr so leicht ihr weg, wenn man erst einmal ihrem humorigen Zauber erlegen ist.

Zum dritten Mal schickt „Schall & Wahn“ nun Rufus Beck wieder auf der Welt auf der Schildkröte um von den Abenteuern ihrer Bewohner zu berichten. Und wie bei den beiden Malen zuvor absolviert er diesen Ausflug mit Bravour. Mit ein paar Geräuschen und einer nette Musikuntermalung, von denen es diesmal mehr gab als in den Vorgängern wie mir schien, belebt er die skurilen Charaktere der Geschichte so überzeugend das man sich weder ein schmunzeln noch eine herzhaftes Lachen ab und an verkneifen kann. Zwar tobt er nicht ganz so durch die Lesung wie gewohnt, doch ist man zu keiner gelangweilt oder gar genervt durch die Geschichte.

Das Klappcover, welches den CDs ein Zuhause gibt, ist wieder nett mit einer Scheibenwelt Illustration von Josh Kirby verziert und mit allen wichtigen Infos bestückt die der Hörer so benötigt.

Schall und Wahn gibt weiter Gas. Die Lieb zur Buchmaterie merkt man den Vertonungen an und es wäre sehr wünschenswert wenn weitere Pratchettumsetzungen aus dieser Ecke kommen würden. Auch sollte man einmal Thomas Krüger an sich erwähnen. Was ist eine Umsetzung ohne die richtige „Führung“ der ganzen Angelegenheit. Wenn Script, Regie und Schnitt nicht stimmen kann auch der beste Sprecher nur recht wenig am Gesamtbild retten. Wenn man jedoch beim hören nicht an solche Dinge denkt da man keine Fehler und Patzer bemerkt, dann ist es so gut gemacht das nur die Geschichte an sich zählt – was für mich das wichtigste an einem Hörbuch ist. Ich attestiere Thomas Krüger hier einfach einmal viel Liebe und einer Menge Einfühlungsvermögen was die Welten des Herrn Pratchett angeht – das hört man heraus, kein Zweifel daran!

Netter Ausflug mit Rufus Beck in die Welt der durchgeknallten Fantasy…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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