04 – Total verhext

Total Verhext von Terry Pratchett

Die gute Fee Desiderata Hohlig stirbt und vermacht ihren Zauberstab (Spezialität: Kürbisse) der jungen Hexe Margrat Knoblauch. Damit verbunden ist der Auftrag, in die Stadt Gennua zu reisen. Dort soll Margrat verhindern, dass die junge Ella einen Prinzen heiratet. Auf keinen Fall, so Desiderata Hohlig, soll sie sich begleiten lassen von den Hexen-Omas Esme Wetterwachs und Nanny Ogg. Diese beiden jedoch haben ihren eigenen Kopf – und so ziehen bald drei Besenreiterinnen gen Gennua, der Stadt von Voodoo und Mardi Gras (Dicker Dienstag). Der Stadt, in der Frau Gogol ihren mächtigen Zauber spinnt, der nur noch übertroffen wird vom mächtigen Spiegelzauber der unheimlichen Lilith de Tempscire. Alle Märchen, alle Geschichten von Oz bis Grimm münden, so scheint es, in Gennua.

Auf dem Weg nach Gennua erleben Esme „Oma“ Wetterwachs, Gytha „Nanny“ Ogg und Margrat Knoblauch allerhand „Fremdländisches“. Nannys Kater Greebo versucht sich als Vampirjäger und findet allein im Hahn Legba einen gleichwertigen Gegner. Sie besiegen eine Horde wilder Stiere und kosten lokales Kulinarisches. Sie spielen mit Karten und verwirren Kartenschwindler und all jene, die alte Omas für harmlos halten. In Gennua schließlich stellen sie sich der mächtigen Lilith und lösen das Rätsel um Aschenputtel Ella und den seltsamen Herzog der Stadt, dessen Nachtstatt an einen Froschteich erinnert. Und es stellt sich heraus, dass Esme Wetterwachs mit der magischen Technik der „Kopfologie“ größere Erfolge feiern kann als Lilith mit ihrem Spiegelzauber und Frau Gogol mit Voodoo und Totentanz.

Gelesen von Katharina Thalbach

6 CD, Inszenierte Lesung, Spielzeit: 435 Minuten

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Diese Geschichte ist nicht nur eine Reise durch die Scheibenwelt, sondern auch der Hinweis darauf das Märchen ein große Wirkung haben und man ihre Macht nicht unterschätzen sollte. Doch fehlen hier auch nicht die üblichen Wortwitze und Anspielungen die Pratchetts Werke so interessant machen. Zum Beispiel wird hier auch viel über das „Ausland“ geredet und die drei Hexen verhalten sich in vielen Situationen eher wie Touristen, oder besser – wie die Negativbilder von ihnen die man nur all zu oft im TV geboten bekommt. Die sonst so häufigen Hinweise und Überschneidungen zu anderen Scheibenwelt-Werken sind hier nicht so präsent wie in anderen Vertonungen. Der Tod ist zwar mit von der Partie, immerhin muss er ja Desiderata Hohlig abholen, doch viel mehr bekannte Geschichten zeigen sich nicht. Diesmal konzentriert sich die ganze Aufmerksamkeit auf diese sehr witzige Hexentrio und dessen Mission. Doch das ist nicht negativ zu verstehen, denn auch „Total Verhext“ hat alles was einen Ausflug auf die Scheibenwelt ausmacht: skurile Charaktere und deren Verhaltensweisen sowie eine Menge Tritte gegen unsere Gesellschaft und deren Obskuritäten.

Katharina Thalbach für diese Lesung auszuwählen war sicher die beste Wahl. Die Charaktere sind fast schon wie für ihre Stimmlage erdacht und sie schafft es jede der Hexen so zu beleben wie man sie sich auch bildlich vorstellt. Oma Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch sind stimmlich bei ihr in besten Händen. Sie belebt alle drei mit unterschiedlichen Interpretationen. Oma Wetterwachs – rauh und burschikos, Nanny Ogg – mit Lispeln und etwas hektischer, Magrat – mit einer Art von jugendlicher Dümmlichkeit und Unbeholfenheit. Auch die männlichen Charaktere bekommt sie recht gut in den Griff und sie wirken nicht aufgesetzt und überzogen gesprochen. Die Musikstücke und die Geräusche helfen noch ein bißchen mehr sich nach Scheibenwelt zu begeben und die Lesung noch zu vertiefen.

Das Cover ziert wieder eines dieser wunderbaren quietschbunten Bilder die Scheibenwelt schon vorher optisch so lebendig machen und auch ihren Weg in das „innere Auge“ beim hören finden. Der Klapphalter, in dem die 6 CD sicher verstaut sind, bringt auch wieder ein Menge informatives mit sich: über Autor, Sprecher, Mitwirkende und Inhalt der Story erfährt man alles was man wissen muss.

Eine seht Unterhaltende Lesung bei der jedoch der Funken nicht ganz so lodernd überspringen wollte wie es bei den beiden Vorgängern der Fall war…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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