01 – Was geschah in Echo Falls?

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Eigentlich hat die 13-jährige Ingrid schon genug um die Ohren mit dem Fußballtraining, der heißersehnten Hauptrolle in dem Theaterstück „Alice im Wunderland“, den in letzter Zeit ziemlich seltsamen Eltern und dem exzentrischen Großvater. Doch dann geschieht ein Mord in der sonst so beschaulichen Kleinstadt, und wie es aussieht, ist Ingrid die letzte, die das Opfer lebend gesehen hat. Außer dem Mörder. Die Polizei scheint im Dunkeln zu tappen und Ingrid sieht nur noch eine Möglichkeit: Mithilfe ihres Idols Sherlock Holmes muss sie sich selber auf die gefährliche Suche nach dem Mörder begeben …

Sprecher: Friedhelm Ptok

Autorisierte Lesefassung, 5 CD, Spielzeit: ca. 7 Stunden

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Als Ingrid dem Zuhörer das erste Mal begegnet wird dieser mit ihrer Überlegung zum Älterwerden konfrontiert. Sie macht sich Gedanken darüber das ihr Körper nicht mehr so in Schuss ist wie vorher und das die Ärzte sie nun öfter zu sehen bekommen werden. Auch macht sie sich nichts vor, sie ist nicht mehr süß oder niedlich – sie wird langsam alt. An diesen Gedanken ist ja soweit auch nicht besonderes – es sei den sie werden von einer 13jährigen gedacht.

Und so lernt man Ingrid kennen. Ein interessanter Charakter auf dem Weg des Erwachsenwerdens, mit viel Einsicht ins Leben und einer Menge Umsicht für Andere und deren Bedürfnisse gesegnet. Auch ist Ingrid eher ein Macher. Dies bewegt sie eines Tages dazu aus ihrer gewohnten Routine auszubrechen und erstmalig eigene Wege zu gehen. Nachdem der Zahnarzt sie untersucht hat und niemand da ist um sie zum anstehenden Fußballtraining zu fahren, weder Mom noch Dad, mach sie sich auf um den Weg alleine und zu Fuß zu bewältigen. „So schwer kann das doch nicht sein.“ – denkt sie – und verläuft sich in die schlimmste Gegend von Echo Falls, die Flatts. Dort angekommen bemerkt sie ihre Misere und stößt zufällig auf eine Bewohnerin des Ortsteils die ihr bekannt vorkommt. Sie erkennt Müll-Katie – eine stadtbekannte Frau welche in der Innenstadt von Echo Falls die Mülleimer durchsucht und so ihren Namen abbekommen hat. Sie bittet Ingrid in ihr Haus, verhilft ihr zu einem Taxi zu kommen und Ingrid verlässt Katie wieder. Soweit nichts spektakuläres – wäre Katie nicht am nächsten Tag tot – ermordet.

Auch das noch! Ingrids Leben ist ohnehin schon schwer genug. Seien es nun die ständigen Auseinandersetzungen mit ihre Bruder, der alltäglichen Herausforderung ihren Eltern zu beweisen das sie genau so gut ist wie er oder die Sache die sich da mit dem Jungen anzubahnen scheint der auch in ihre Schule geht und nicht mehr so uninteressant ist wie vorher. Zu allem Übel kommt noch die Tatsache hinzu das Ingrid ihre Fußballschuhe in Katies Haus vergessen hat – jetzt ist alles aus…

Peter Abrahams Geschichte über Ingrid beleuchtet das seelische Innenleben eines heranwachsenden Teenagers sehr ausgiebig. Der Zuhörer ist stets in Ingrids Gedankenwelt und kann deren, teilweise sehr sarkastische, Weltanschauung am lebenden Objekt miterleben. Und so ganz wie nebenher gibt es da noch die spannende Handlung um den Mord. Der Zuhörer tappt mit Ingrid im Dunklen – bis zur Auflösung und das macht die Sache hörenswert. Alles wirkt sich zu einem Bild zusammen und Freude und Leid liegen im Leben eines Teenagers eh sehr dich beieinander.

Friedhelm Ptok besitzt das nötige Einfühlungsvermögen diese Lesung glaubhaft an den Zuhörer zu bringen. Seine Erzählweise ist stets mit einem kleinen Augenzwinkern und einem Lächeln versehen, so wie die Geschichte es auch erfordert, denn Ingrid sieht das Leben zum größten Teil doch recht humorig. Wer Bedenken haben sollte das ein männlicher Erzähler die Gedankenwelt eines weiblichen Teenager nicht gut vermitteln könnte dem sei gesagt das Friedhelm Ptok es ohne große Mühen schafft.

Die kurzen musikalischen Stücke, welche die einzelnen Tracks miteinander verbinden, sind in launigster Südstaatenmusik – ich vermute das man sie so bezeichnet – gehalten und passen gut zum restlichen Ambiente. Ab und an sind Klangcollagen zu hören die etwas befremdlich wirken, sie sind jedoch so kurz das ich sie nicht als störend empfunden habe.

Ein Krimi im und aus dem Leben eines Teenagers. Spannend, witzig sarkastisch und sehr unterhaltend…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert