01 – Der letzte Wunsch

Geralt-01

Geralt von Riva ist Hexer und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Kampf gegen gefährliche Ungeheuer aller Art – Vampire, Mutanten, Dschinns. Ein Barde namens Rittersporn steht dem Hexer zur Seite und zeigt ihm die angenehmen Dinge des Lebens.

Sprecher: Samuel Weiss

4 CD, Spielzeit: 312 Minuten

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Es geht sofort in die Vollen. Dem Zuhörer wird keine großartige Einführung in die Welt von Geralt, mit ihren Kulturen, Wesen, Religionen und Gebräuchen gegeben, er wird unverrichteter Dinge in die Geschichte hinein geworfen. Der Glossar, mit dem das Booklet versehen wurde, ist ein wichtiger Begleiter beim hörender Geschichte, denn Wesen wie ein „Kikimora“ werde nicht groß beschrieben oder erklärt – sie sind da und fertig. Da kann es schon recht hilfreich sein wenn man das Aussehen und Verhalten zumindest während des hörens nachlesen kann. Das mag vielleicht dem eine oder anderen umständlich erscheinen, gibt so aber mehr Raum und Zeit für die eigentlich wesentlichere Geschichte.

Geralt ist ein Hexer. Hexer sind in dieser Welt so etwas wie „Exterminatoren des gefährlich Übersinnlichen“. Sei sind nicht mit dem normalen Bild eines Hexers zu vergleichen das man so landläufig hat, denn die Magie ist hier in viele unterschiedliche Benutzer aufgeteilt. Neben den Hexern existieren noch Zauberer oder Magier – was sonst das ein und selbe ist, scheint hier recht streng getrennt. Hexer verdienen ihren Lebensunterhalt damit das sie Dörfer und Städte vor den übernatürlichen Bestien schützen die das Leben der Bewohner bedrohen. Sie bringen also die Monster zur Strecke und kassieren ein Kopfgeld ab. Und genau so eine Sache hat Geralt auch vor. In einem Dorf, da er schon des öfteren besucht hat und in dem er bekannt ist, sind Leute verschwunden. Geralt hat vor dem Dorf eine Kikimora – hier setzt nun wieder das hilfreiche Booklet ein das erklärt das dies spinnenartige Wesen sind – zu Strecke gebracht und will den Leichnam nun zu Geld zu machen. Der Dorfschulte ist ein guter Freund von Geralt, doch kann er ihm nicht das Geld zahlen das nötig wäre da das Dorf arm ist und nichts für den Schutz zur Verfügung steht. Also biete er Geralt an ein paar Tag bei ihm zu bleiben – Geralt nimmt an. Auch empfiehlt ihm der Dorfschulte den Kadaver beim Dorfzauberer zu klingender Münze zu machen. Beim Turm des Zauberers angekommen macht Geralt eine erstaunliche Entdeckung. Der Zauberer ist ein alter Bekannter von ihm, welcher sich auf der Flucht befindet. Die Zauberer haben vor langer zeit begonnen eine Generation von Erstgeborenen auszurotten welche, einer Prophezeiung nach, als Mutanten zur Welt gekommen sind. Die Kinder sind zu großer Aggression fähig und besitzen sogar latente Resistenz gegen Magie. Eines der Kinder gelingt die Fluch, als es vom Jäger des Vaters (ein König) im Wald getötet werden soll und ist nur seit Jahren auf Rache aus. Diese Rache soll im Tod des Zauberers gipfeln. Dieser bittet Geralt um Hilfe und dieser lehnt ab, versucht jedoch vom Dorf den anstehenden Schaden fern zu halten. Ein fataler Fehler, wie sich heraus stellen soll.

Sobald man in dieser Welt erst einmal Fuß gefasst hat ist die Geschichte sehr lebendig und zieht den Zuhörer ohne Halt in die Geschehnisse mit hinein. Der erzählerische Unterton ist stets mit einer kleinen Prise Sarkasmus gewürzt und die Seitenhiebe auf andere märchenhafte Erzählungen sind mannigfaltig vorhanden. So soll eines der Mutantenkinder vom Jäger des Vaters im königlichen Wald getötet werden. Doch dies gelingt nicht, denn der Jäger wird mit heruntergelassener Hose tot aufgefunden, eine Haarspange im Kopf. Das Kind flieht und läßt sich mit sieben Bergarbeitern ein die sich, nachdem das Mädchen sie überzeugt hat das sie sich unter Tage nur tödlicher Staublungen holen, ihren Lebensunterhalt mit Überfällen aller Art verdienen. Wer bei dieser Beschreibung nicht schmunzelnd an Sneewittchen erinnert wird, der hat den Grimm nicht gelesen.

Das mag sich jetzt alles recht komisch und lustig anhören, aber das ist es nicht. Die sarkastisch humorigen Anspielungen sind da, aber sie werden stets mit einer nachfolgenden, brutal nachvollziehbaren, „Realität“ wieder „normalisiert“.

Als ich Samuel Weiss Stimme zu Beginn des Hörbuches hörte dachte ich mir das dieser sehr rauhe Timbre es schwerlich fertig bringen würde einer Frauenstimme Leben zu verleihen. Doch wie schon so oft dachte ich auch hier falsch. Nach wenigen Minuten legt er eine Leistung hin die ich kaum glauben konnte. Die Stimmlage wurde sanft, ging nach oben und verlor fast den kompletten rauhen Unterton den sie kurz zuvor noch gehabt hatte. Samuel Weiss spielt die einzelnen Charaktere nicht aus und das ist auch nicht nötig. Allein durch das verschieben von wenigen Stimmnuancen versteht er es die Protagonisten zu unterscheiden und so dem Zuhörer ein recht beeindruckendes Hörerlebnis zu bescheren. Nicht durch Acting sondern durch das stimmliche Einfühlen in die Personen wird hier der Reiz ausgemacht.

Die ist er der Anfang einer Saga und ich bin begierig mehr zu hören…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert