01 – Twig im Dunkelwald

Klippenland-Chroniken-01

Twig lebt als Findelkind bei den Waldtrollen. Eines Tages schickt seine Pflegemutter ihn fort, denn sie fürchtet, die Himmelspiraten könnten ihn gefangen nehmen. Und so zieht Twig allein durch den gefährlichen Dunkelwald. Jeder Schritt bringt neue Gefahren mit sich: Er entkommt dem Schwebewurm, wird von Schlächtern gerettet, entwischt Skalpell und Bluteiche, rettet einen Banderbären, lebt als Schoßhündchen bei den Höhlenfurien und widersteht dem Schleimschmeichler. Twig besteht alle Mutproben – da holt ihn der stolze Wolkenwolf an Bord des prächtigsten Piratenschiffes, das je den Himmel befuhr…

Sprecher: Volker Niederfahrenhorst

3 CD, Spielzeit: 216 Minuten

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Twig ist anders. Das hat er schon lange verstanden. Mit 12 Jahren ist er bereits größer als die anderen gleichaltrigen Waldtrolle und er sieht auch ganz anders aus. Er ist schlanker, die Proportionen sind anders und die Hautfarbe stimmt auch nicht. Doch seine Eltern haben bisher darauf bestanden das er ein Waldtroll sei und ihm immer wieder die Geschichte seiner Geburt erzählt. Twig hat durch seine Andersartigkeit auch nicht viele Freunde, oder besser: er hat überhaupt keine Freunde. Den einen welchen er hatte hat er bei einem Bohnenblase-Spiel verloren, weil er sich gegen die ungeschriebene Regel der Waldtrolle stellte, niemals den Weg zu verlassen. So ist Twig nun ganz alleine und seine Mutter offenbart ihm, einen Tag von seinem dreizehnten Geburtstag, ein schreckliches Geheimnis. Er wurde im Dunkelwald, in dem die Waldtrolle leben, gefunden. Er ist doch kein Waltroll. Also kann er auch nicht bei den Waldtrollen bleiben und Spelda, Twig Ziehmutter, schickt ihn zu naher Verwandtschaft. Twig macht sich auf die Reise, doch ist sein Trollerbe nicht stark genug in ihm. Er verläßt den Weg im Dunkelwald und gerät in Abenteuer wie sie wilder kaum sein könnten.

Der Dunkelwald ist ein gefährlicher Ort an dem Schönheit, Liebe und Freundschaft genau so nahe beieinander liegen wie Gewalt, Hass und Lüge. Der Weg, den Twig zurück legen muss, ist gepflastert mit lebenden Bäumen die das Blut aus ihren Opfern saugen, fremdartigen Völkern mit unverständlichen Gebräuchen und anderen Wesen die fast nie das zu seine scheinen was sie wirklich sind. So kann das größte und angsteinflößendste Wesen mit den schärfsten Klauen der freundlichste Riese mit dem größten Herzen sein und die kleinsten kuscheligsten Wesen die blutrünstigsten und hinterhältigsten Killer. Nichts ist so wie es scheint und die Gefahren sind so mannigfaltig wie die Wunder.

Die Welt, welche Paul Stewart und Chris Riddell erschaffen haben, ist bedrohlich und schön zugleich. Sich kann sich jemand der schon mehrere Berührungen mit dieser Art der Fantasy-Literatur gehabt hat sich viele Dinge im voraus denken, doch tut das dem Hörspaß keinen Abbruch. Twigs Welt weißt einen recht morbiden Reiz auf, welcher den Zuhörer, dank der Interpretation von Volker Niederfahrenhost, in seinen Bann schlagen kann.

Volker Niederfahrenhost belebt die erste Geschichte aus dem Klippenland auf seine eigene Art. Die Figuren der Geschichte sind teilweise so skuril das man sie stimmlich mit Overacting angehen muss, was er auch macht – doch werden die eher menschlichen Kreaturen auch wie solche gesprochen und nicht ins lächerliche überzogen. So ergibt sich eine sehr kurzweilig unterhaltende Mischung aus knarzenden Trollen, brummeligen Bären und anderen Wesen die da durch die Vorstellung des Zuhörers hüpfen, fliegen und wandern.

Märchenhafte Fantasy welche aber die eigentliche Brutalität einer solchen Welt nicht verleugnet oder gar beschönigt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert