01 – Der Gletschertsunami

Titan-01

Skrupellose Splittergruppen der Ökoterroristen greifen mit einem monströsen Killerkraken auch den Hauptwohnsitz von Michael Moses an. Zeitgleich und viele hundert Lichtjahre entfernt gerät ein Prospektorenschiff der CRC in die Fänge einer fremden Rasse. Die Cadschiden jagen nach verlorenen Gefühlen und haben die Spur zur Erde bereits aufgenommen.

Sprecher: Annabelle Krieg und Robin Ebneth

Inszenierte Lesung, 1 MP3-CD, Spielzeit: 344 Minuten

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Im Jahr 1972 betrat eine SF-Serie die Welt der Heftromane welche zu diesem Zeitpunkt stilistisch ihres gleichen suchte. Leider war ihr, durch verlagstechnische Klüngeleien und Autoren die ihre Arbeit nicht so richtig ernst nahmen, nur ein kurzes Leben beschert. Es handelte sich um die Abenteuer des „Raumschiff Promet“ und dessen Besatzung. Außergewöhnlich war die „Einstellung“ der Serie welche Altmeister Kurt Brand stilistisch zu Grunde gelegt hatte – hier wurde nicht zuerst geschossen und dann geforscht wie damals so üblich, sondern eher anders herum. 1996 nahm sich Verlagsleiter Jörg Kaegelmann, mit seinem Blitz-Verlag, der Serie an und legte sie in Paperbackform neu auf. Diese wurde zum „Erfolg“ und so schob man neue Abenteuer nach. Leider konnten diese bei weitem nicht an die alten Geschichten heran reichen und so wurde am Konzept der Weiterführung lange herum gebastelt und gefeilt.

Um nicht zu weit ausschweifen zu wollen sei jetzt nur noch erwähnt das man diesen neuen Handlungsstrang, mit dem die Hörbuchserie beginnt, ein Jahr nach dem Verschwinden der letzten Promet-Besatzung angesiedelt hat und das Raumschiff der Handlung nun TITAN heißt. Die Kommandantin des Schiffs Shalyn Shan ist, so gesehen, frei und ungebunden, da ihr Mann mit der letzten Version der Promet verschollen ist, und so kann die Geschichte recht unbedarft und ohne große Altlasten durchstarten. Dies ist auch von Nöten, da sich ein Neueisteiger sonst im fest gefügten Promet/TITAN-Universum niemals zurecht finden würde, würde man ihn mitten in die Handlung hinein werfen.

So werden also die Suuranerin (eine menschenähnliche Rasse) „Shalin Shan“, ihr Beschützer der Quogore (eine Rase die großen Gottesanbeterinnen ähnelt) „Sir Klackkarakk“ und der Rest der handelnden Charaktere so ausführlich vorgestellt und dem Zuhörer nah gebracht, das man sich von Anfang an recht einfach in der Geschichte und der Welt der TITAN, mit ihrer Besatzung, zurecht findet. So erlebt man direkt am Anfang wie die Welt auf die prominente Besatzung der TITAN reagiert, wenn sie mit ihr konfrontiert wird, und wie Shalyn Shan ihr erstes homoerotisches Abenteuer erleben darf. Dieses wird dann auch sehr ausführlich, mit allen Facetten welche Shans Empathie erlaubt, geschildert.

Nachdem man dies hinter sich gebracht hat geht es an das eigentliche Abenteuer. So richtige Space-Opera bekommt man zuerst nicht wirklich geboten, doch bemerkt man den Hintergrund der Serie auch als Nichtkenner relativ schnell. Politik und die Auswirkungen von Terrorismus bestimmen die Handlung und so findet man auch schnell hinein, da die Bezüge zum „Heute“ immer noch sporadisch da sind und so mit realisiert werden können. Spannung wird geboten und ein wenig „Sense of Wonder“, wenn auch eher nicht im klassischen Sinn.

So könnte die Lesung dann auch vollkommen begeistern, wenn ein gewisser Punkt nicht wäre. Neben den netten Geräuschen, welche zumeist die actionreicheren Szenen unterstützen, und den passenden Musikstücken ist die Lesung mit zwei Sprechern bestückt worden. Normalerweise ist so etwas eine gute Sachen wenn es über mehr als 300 Minuten geht, doch ist dies hier der große Knackpunkt.

Robin Ebneth war mir bisher kein Begriff. Als Sprecher in einem Hörspiel würde er sicher, zwischen vielen anderen Sprechern, nicht unbedingt so negativ auffallen, aber als Hörbuchsprecher hat er mehr Mankos als positive Seiten vorzuweisen. Da man sich ja beim Hörbuch rein auf den Sprecher konzentriert, fallen einem schon die kleinsten Fehler auf von denen auch Geräusche und Musik nicht ablenken können. Ein „Käfer“ ist bei ihm ein „Kehfah“, „hier“ ist „hioh“ und bei „weiter“ geht es „weihtoh“ – um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Und auch sonst hat er einen sehr starken rheinischen Akzent vorzuweisen. Er schafft es nicht Atmosphäre aufzubauen da er keinerlei Fluss in der Betonung oder gar dem Satzbau hat und so überzieht er vieles, auch bedingt durch den Akzent, ins parodistische. Man hat ebenfalls zu jeder Zeit das Gefühl er würde die Worte, welche er da gerade spricht, zum aller ersten Mal lesen und habe sich nicht auf die Lesung vorbereitet, so oft verrennt er sich selbst in den kürzesten Sätzen.

Annabelle Krieg hingegen macht, in der Rolle der „Shalyn Shan“, wirklich stimmlich etwas her. Ihre helle, streckenweise etwas rauhe, und sehr sinnliche Stimme gibt der Außerirdischen stets eine Menge Druck, so er denn nötig ist, und ansonsten ein großes Maß an Sexappeal mit auf den Weg. Alleine die Szene der ersten Begegnung von „Shalyn“ und „Monja“ knistert durch ihre Interpretation vor Erotik und diese Intensität hält sie über sämtliche Tracks, die sie spricht, hinweg aufrecht. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen kann sie jeden Satz ausgiebig betont und lebendig an den Zuhörer bringen und es ist ein großer Vorteil das sie den Löwenanteil der Lesung auf ihrer Seite hat.

So schafft Annabelle Krieg es immer wieder die Atmosphäre erneut aufzubauen, nachdem Robin Ebneth sie in kürzester Zeit wieder eingerissen hat. Hier wäre entweder ein anderer, und erfahrenerer, Sprecher besser gewesen, oder man hätte Frau Krieg sofort die komplette Lesung anvertrauen sollen. So kann es sich denn hier auch als Bumerang erweisen das direkt drei Folgen auf einmal aufgenommen wurden und so Robin Ebneth die Möglichkeit hat potentielle Hörer erstmal durch seine Leistung abzuschrecken.

Ich habe mich jedoch durch Annabelle Krieg immer wieder in die Stimmung zurück führen lassen und versucht ihren Kollegen weitestgehend zu vergessen. Da dies jedoch leider nicht völlig gelingt, gibt es nur eines zu tun: Auch wenn Annabelle Krieg zu einhundert Prozent überzeugen kann und die Story unterhaltsam ist kann es nicht weg geleugnet werden das ihr Kollege leider seinen Beruf verfehlt hat – zumindest was diese Lesung angeht…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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