01 – Bleiche Knochen

Der erste Fall für Katie Maguire.

Auf der Spur des uralten Bösen.

Die Skelette von elf Frauen werden bei Bauarbeiten auf einer Farm im ländlichen Irland gefunden, grausam verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Die Ermittlerin Katie Maguire erfährt nach den ersten Untersuchungen, dass die Toten schon seit vielen Jahrzehnten unter der Erde liegen. Ihr Vorgesetzter will den Fall bereits zu den Akten legen, da taucht ein frisches Opfer auf.
Welche Verbindung besteht zwischen dem Killer der Gegenwart und den Toten aus der Vergangenheit? Und warum sind merkwürdige Stoffpuppen an die Oberschenkelknochen sämtlicher Leichen gebunden?
Katie Maguire stößt auf ein uraltes Ritual und muss den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt.

In den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrtausends legte mir ein damaliger Freund einmal nahe mir doch den Roman „Tengu“ von einem gewissen Graham Masterton zuzulegen, denn der habe ihn komplett begeistert. Der Name sagte mir damals nichts, doch nachdem ich „Tengu“ regelrecht verschlungen hatte, wurde Masterton in meine Riege der Autoren aufgenommen, welche ich als Lesefutter in Zukunft präferieren würde.

Von seiner Serienfigur „Katie Maguire“ hatte ich jedoch bis zum Erscheinen des ersten Romans mit ihr in Neuauflage bei Festa nichts gehört und gelesen.

Wer nun Masterton und deine Romane kennt der weiß, dass dieser Autor gerade bei Festa in guten Händen ist, denn seine Beschreibungen von Tötungsszenen und anderen Dingen sind niemals nett und appetitlich zu lesen und zu verarbeiten.

Wusste ich nun schon aus Tengu, wie sehr der Meister eine detaillierte Beschreibung des Herausdrehens eines Beines (menschlich) aus dessen Befestigungssockel als sei es ein Hühnerbein an den Leser bringen konnte, so wurde ich auch in „Bleiche Knochen“ fündig, was dies betraf.

Auch recht ungewöhnliche Protagonisten gilt es hier zu bestaunen. Da ist zum einen die Heldin der ganzen Sache, die von Leben nicht gerade mit Rosen überschüttete Ermittlerin Katie Maguire. Ihr Alltag besteht nicht nur darin sich mit den fast schon mafiösen Geschäftspraktiken ihres Mannes auseinander zu setzen, sie muss nun auch noch knietief in Leichenteilen und deren scheinbar ritueller Bestimmung waten, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, mit was sie es eigentlich zu tun hat.

Doch Katie rangiert in der Kategorie „starke Frauen mit Willen zum Überleben“ und selbst wenn ihr die Ermittlungen immer wieder fast aus den Händen gleiten, so schafft sie es stets die Oberhand gegen das Unheil zu behalten.

Masterton schickt hier eine Serienheldin erstmalig ins Rennen, welche dem Leser ab dem ersten Satz der sie betrifft sympathisch ist. Man möchte nicht mit Katie tauschen, aber als guten Kumpel möchte man sie schon haben.

Dies liegt vorwiegend daran, dass Masterton das Umfeld und die darin agierenden Charaktere langsam und sehr intensiv aufbaut, deren Handlungen stets nachvollziehbar – außer denen des Killers logischerweise – aufbaut und selbst dem Gegenspieler von Katie so viel Tiefe verleiht, das man sich nicht dagegen wehren kann in die Welt der bleichen Knochen schon recht schnell hinein gezogen zu werden.

Ich wehre mich immer dagegen, den Begriff „Pageturner“ zu verwenden, doch hier ist er definitiv angebracht. Irland eignet sich enorm gut als Spielplatz für solch eine Geschichte in der es um Jahrtausende alte Mythen geht und in der man, bedingt durch die ausführlichen Beschreibungen, selbst die Witterungsverhältnisse am eigenen Lieb spüren kann – wenn man das Buch im Herbst zu sich nimmt. Eine bessere VÖ als im Oktober und Dezember (dann erscheint der zweite Band um Katie) kann es also kaum geben.

Intelligent geschriebener Thriller, mit einer Menge an Horror, einer Ermittlerin welche nicht nur daran interessiert ist den Fall an sich aufzuklären sondern auch das Umfeld der Opfer genau auszuleuchten, recht viel Brutalität und ungeschönte Momentaufnahmen welche bei Lesen an den Nerven zerren und auch im Nachhall ein wenig Unbehagen mit sich bringen…

Masterton ist und bleibt ein Master seines Faches und die Heimat bei Festa garantiert, das er es auch unzensiert und ohne Weichspüler bleiben wird.

Thomas Rippert
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