01 – Aufbruch zu den Sternen

Mark-Brandis-Raumkadett-01Das Ende des 21. Jahrhunderts ist eine Zeit des Aufbruchs: Alexander Münster ist der erste Mann auf der Venus. Flotten von Raumschiffen sind unterwegs, um den Planeten zu erforschen und zu besiedeln. Der junge Mark Brandis hat einen Traum: er will Raumfahrer werden! Doch als er eine Dummheit begeht und in ein geheimes Astronauten-Ausbildungszentrum einbricht, schwinden seine Chancen. Und so macht er sich als blinder Passagier an Bord eines Raumfrachters auf den Weg zur Venus…

TrennstrichBald soll er in Rente gehen, Mark Brandis – der Ältere. Doch was macht dann die Interplanar? Sie schickt einfach eine jüngere Version ihres Flagschiffhelden in das Rennen um die Gunst der Science-Fiction-Hörspielhörer.

Seit nun mittlerweile sieben Jahren, darf der Held einiger meiner Kindheitsbücher als Hörspielfigur die Sphären des Weltalls unsicher machen. Auch wenn er insgesamt zumeist einen guten Eindruck hinterlassen hat, so gab es auch Ausrutscher – z.B. namens „Aktezeichen: Illegal“, zu vielen inneren Monologen des Commanders oder eine gewisse Figur namens „Ruth“ und deren Sprecherin – welche mir die Weltraumsuppe zeitweise zu stark versalzten.

Jetzt soll also, da sich die Abenteuer des Alt-Brandis dem Ende zu neigen, die Teenager-Version das schwere Erbe übernehmen und die zukünftigen CD-Abverkäufe der Serienmacher richten. Ob ihm dies jedoch gelingen wird…

…steht nach dem anhören der ersten Folge für mich noch in den weit entfernten Sternen.

Das Balthasar von Weymarn und Jochim-C. Redeker die Welt des Brandis wie ihre eigene Hosentaschen kennen, steht vollkommen außer Frage, doch wirkt das erste Abenteur von Jung-Brandis nicht mehr wie die qualitativ hochwertige Produktion eines Profilabels, sondern eher wie der akustische Kniefall eines Fandoms.

The Good: Die Produktion ist vom inszenatorischen Standpunkt her, wie gewohnt, in den höheren Qualitätsebenen der deutschen Unterhaltungshörspielkunst angesiedelt. Das Setting wirkt und die Umgebungen entstehen akustisch im Moment des ersten Soundeffektes problemlos vor dem Innerauge des Behörers.

The Bad: Auch wenn damit eventuell auf eine Käufergruppe abgezielt wird, welche sich immer noch emotional in 1980 aufhält, so sind doch zwingende Einsätze von Sprechern wie Horst Stark, Gabi Libbach und Gernot Endemann – das Team des antiquierten „Commander Perkins“ – nicht wirklich von Nöten. Logischerweise machen sie ihren Job gut, wie man es erwarten kann, doch hat so etwas für einen bekennenden Fandomverweigerer wie mich einen eher peinlichen Beigeschmack.

The pretty Ugly: Wer sich nicht die Mühe macht bis zum Ende der CD durchzuhalten, der wird in der ersten Hälfte mit dem Feeling eines Kinderabenteuer-Hörspiels von 1981 abgefertigt und unbefriedigt zurückgelassen. Hörspiele sind nicht nur für Kinder und die Kassettenkinder sind erwachsen geworden – sollte man annehmen – doch wirkt der Einstieg in die neue Serie nicht wirklich „erwachsen“ (aus etwas heraus). Das erwartete Feeling bekommt man erst geboten, nachdem sich erwachsenere Probleme dem Teenager-Brandis nähern und er mit der Aufgabe konfrontiert wird, diese zu lösen.

Zweiter Ugly ist der Märchenonkel-Ton, welcher vom Erzähler – in diesem Fall Brandis, der Ältere, oder auch Michael Lott – an den Tag gelegt wird. Teilweise erschien es mir als hätte er gefühlt gerade „Und dann ist der Onkel Mark in das Raumschiff geklettert… *hihi*!“ gesagt und bei mir eine eher unfreiwillig komische Reaktion erzielt.

Auch wirkt Daniel Klaus, der Sprecher des Teenager Brandis, streckenweise in der Belebung seines Hörspielcharakters ein wenig zu dummdödelig und stolpert mundmotorisch zu unbeholfen durch diverse Szenerien.

Doch sehe ich die ganzen Uglys bisher noch als Kinderkrank- und Gewöhnungsbedürftigkeiten einer neuen Produktion. Zwar hatte ich diese Geburtswehen nicht als ich das „Bordbuch Delta VII“ erstmals aufschlug, doch gehe ich davon aus, das man noch eine Menge Lernstoff zu bewältigen hat, denn hier gilt es die Abenteuer eines „Kindes“ für Konsumenten umzusetzen, welche die Abenteuer eines „Helden wider Willen“ gewohnt sind.

Den Aufbruch zu den Sternen hat der junge Brandis nun hinter sich und ich hoffe das er nicht irgendwann verschollen im All die Weiten der belangloseren Hörspielproduktionen mit bevölkern wird.Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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