L.A. Theatre Works – The War of the Worlds, The Lost World & Dracula

In den Vereinigten Staaten von Amerika ist es Gang und Gebe das sich Schauspieler – Hochkaräter aus Film und TV wie auch Broadway- und Off-Broadway-Darsteller – zwecks Livedarbietungen in Hörspielform zusammen finden. Es gibt da unter anderen die „Alien Voices“ des kürzlich von uns gegangenen Leonard Nimoy, die „Tales from beyond the Pale“ – ein Zusammenschluss von Indie-Horrorfilm-Machern und auch das LATW – L.A. Theater Works.

Die, wie der Name schon sagt, in Los Angeles ansässige Truppe hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kunst des Livehörspiels am Leben zu erhalten und sie auch ohne Profit zu erzielen in die Welt hinaus zu tragen.

In den Rängen der Darsteller findet man Namen wie Leonard Nimoy, Stacy Keach, Anne Heche, Calista Flockhart, Chris Rock und auch Trek-Berühmtheiten im Fahrwasser von Mr. Nimoy wie Gates McFadden, John de Lancie oder Wil Wheaton.

Zumeist werden Stoffe von sehr ernster Natur verarbeitet, also etwas das man im deutschen Radiohörspiel ebenso wiederfinden könnte, doch auch die von uns Deutschen „intellektuell“ als U-Unterhaltung eingestuften Klassiker der Weltliteratur kommen nicht zu kurz.

So soll es hier nun um drei Produktionen gehen, welche ich mir aus den mehr als 200 Produktionen herausgesucht habe: The War of the Worlds, The Lost World und Dracula. Also durchaus auch hier hoch angesehene Werke von angesehenen Autoren – H.G. Wells, Sir Arthur Conan Doyle, dessen Sherlock Holmes ja hierzulande beliebter ist als sonst irgendwo auf diesem Planeten – auch wenn Doyle definitiv besseres geschrieben hat –  und Bram Stoker.

Zumeist hält man sich recht genau an die literarische Buchvorlage, weicht jedoch bei „The War of the Worlds“ auf die einfachere Variante des Drehbuchs von Howard Koch aus, welches Orson Wells bereits 1938 so dramatisch umsetzte.

War of the Worlds  (LATW)Im „War of the Worlds“ sind John de Lancie, Meagan Fay, Jerry Hardin, Gates McFadden, Leonard Nimoy, Daryl Schultz, Armin Shimerman, Brent Spiner, Tom Virtue und Wil Wheaton zu hören, welche dem Star Trek-Fan ins Ohr spielen, sollte er die Originalstimmen kennen und nicht nur die deutsche Synchronisation.

Die Inszenierung von John de Lancie wirkt wesentlich hölzerner als die des Altmeisters Wells damals, und seine Charaktere und deren Darstellungen erreichen es leider nicht die Faszination auszulösen, welche der Version von 1938 immer noch inne wohnt.

Es ist nett anzuhören und reiht sich in die anderen Versionen der Geschichte, welche in den USA produziert wurden, ein, kann sich aber nicht wirklich eigenständig behaupten.

Nicht nur den für mich subjektiv mehr als uninteressanten Sherlock Holmes erschuf Sir Arthur Conan Doyle im Laufe seinen Lebens. Bekanntheit konnten auch Professor Challenger, Ed Mallone und Lord John Roxton erlangen.

Sie erleben in einer Welt voller Dinosaurier ein für damalige Verhältnisse unglaubliches Abenteuer, welches sich gerade als Hörspielstoff förmlich anbietet.

In der LATW-Adaption von John de Lancie und Nat Segaloff spielen Josh Clark, Kyle Colerider-Krugh, Peter Paige, Kirsten Potter, Kate Steele, Tom Virtue und Kenneth Alan Williams die Protagonisten der abenteuerlichen Reise.The Lost World  (LATW)

Im Gegensatz zum „War of the Worlds“ versteht de Lancie es hier die Figuren lebendig und ansprechend auf die Darsteller zu projizieren. Man hört das Publikum während der Aufführung im Skirball Cultural Center in Los Angeles permanent im Hintergrund, ohne das es stören würde, denn alles ist von Anfang an so eingerichtet das es wie ein Theaterstück wirkt und man sich mitten im Publikum wähnt.

Die dritte Produktion im Bunde ist auch die beeindruckendste: Dracula, das Altvampirmärchen vom Fürst der Finsternis, welcher unverstanden auf der Suche nach subjektiver Glückseeligkeit war.

Alleine schon die Besetzung mit David Selby als Abraham Van Helsing, John Glover als Renfield und Simon Templeman als Count Dracula überzeugt den skeptischen Hörer der Geschichte, welche so so unzählig viele Umsetzung als Hörspiel bekam – denn nicht nur hierzulande ist man gerne Ohrenzeuge des Grafen.

Auch wenn dies ebenfalls eine Liveaufzeichnung ist, so merkt man dies nicht wirklich, denn die Stimmung fängt einen sofort zu Beginn des Ganzen so ein, das man kaum davon los kommt.

Dracula  (LATW)Für alle drei Produktionen gilt: Englischkenntnisse aus dem reinen Schulbereich reichen nicht aus um der ganzen Sache einen kompletten Spaß abgewinnen zu können. Um nur mit „This is Peter Pim“ zurecht zu kommen, sind die Storys zu schwer, was Sprache und Dialektik betrifft.

Die sind jedoch nur drei Produktionen, welche mir als des Vorstellens wert ins Ohr fielen. Das LATW ist nach wie vor aktiv und verarbeitet weiterhin Stoffe aus der Klassik und Neuzeit zu interessanten Hörspielen im Liveformat.

Mann sollte jedoch nicht erwarten eine „deutsche“ Produktion geboten zu bekommen, denn dies hier ist Kunst, wird aber nicht als solche von den Machern angesehen und umgesetzt. Keine deutsche Steifheit geht hier über die Bühnen, sondern lebendige Schauspieler in lebendigen Rollen.

L.A. Theater Works – Die Webseite

Thomas Rippert
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