Wie töte ich mein Hörspiel, oder: Der goldene Hörspielwindbeutel?

Abteilung: Wie mache ich mich schnellstens unbeliebt!

Nach wie vor möchte ich nicht wirklich in den Unkenruf einfallen, das Hörspiel Deutsch sei tot und begraben. Um sich so zu äußern, muss man die guten Produktionen, welche nach wie vor auf dem Markt zu finden sind, vollkommen außer Acht lassen, was nicht wirklich realistisch ist.

Nun kann man allerdings auch nicht von Hörspielboom 3.0 reden, denn dafür ist der Markt im Vergleich zu Jahren wie denen zwischen 2000 und 2009 zu übersichtlich.

Trotzdem gibt es nach wie vor mehr als nur „Die drei Fragezeichen“ oder diverse Kinderserien zu hören und zu bestaunen. Erwachsen ist das Medium mittlerweile geworden und ein Großteil der Hörspieler (wieder dieser unsäglich blödsinnige Begriff) ist erfreulicherweise mit gewachsen.

Sex ist genau so akzeptiert, wie härtere Themen und Realitätsbezug, welche viele der Altvorderen zwar immer noch naserümpfend in Foren kommentieren, doch die Käuferschaft in den Märkten der Realität sieht das erfreulicherweise anders.

Nun machen sich auch wieder einmal neue Produktionen und Label daran, den Markt zu bereichern. Daran ist nichts verwerfliches, denn Konkurrenz belebt die Mannigfaltigkeit, doch gehen gerade diese Neo-Hörspielproduzenten mit Werkzeugen zur Sache, welche mir des öfteren sauer aufstoßen.

An die Superlativen diverser Altproduzenten hat man sich mittlerweile ja gewöhnt – liefern sie trotz Bombastwerbung und Eigenlob Hoch Drei immer noch brauchbares Hörzeugs ab – doch bei einem Newbie solche Formulierungen zu lesen, verlagert alles eher in den Bereich der Realsatire als in glaubhafte Gefilde.

Da ist von „monumentaler Extraklasse“ die Rede oder man erzählt das man mit TV-Serien-Lizenzen und Hochkarätern im Stimm- und Autorenbereich bereits seit mehreren Jahren im geheimen produziert.

Mag ja sein, aber an was möchte man sich hier messen lassen, wenn man bereits zu Beginn eine Erwartung erzeugt, welche mit der Niederkunft von Hörspielmama 2.0 mit dem Hörspielmessias 3.0 liebäugelt und diese direkt und ohne Umschweife in die eigene Produktion spiegelt?

Sicherlich ist alles Geschmackssache, aber was, wenn man nun eher Hobbygeschrammel 1.5 abliefert, obwohl man sich vorher wie der Trumpofant im Produzenten-Glashaus bewegt hat?

Nichts gegen Hobbyproduktionen, doch wenn man diese herstellt, dann sollte man sie auch als solche kennzeichnen. Nichts gegen Newbies in der Branche, denn die Biggies haben schließlich auch mal so angefangen. Nichts gegen neue und unverbrauchte Ideen, denn die zementierten Betonköpfe sind ja nun mittlerweile in die Unterzahl der Schreihälse geraten.

Jedem Newbie wäre jedoch angeraten, eher mit der Produktion zu punkten, statt sich mit blumigen Vorlauten in Szene zu setzen, nur um dann sang und klanglos wieder im Loch der Vergessenheit zu verschwinden.

Übermut tut selten gut, es sei denn man hat schon bewiesen, das man auch mit der abgelieferten Ware mächtig auf die Pauke hauen kann.

Aber das sind nur meine 2 Cents…

Thomas Rippert
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